Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán befürchtet eine Eskalation des militärischen Konflikts zwischen Russland und der Ukraine. In einem Interview mit der Zeitung Blikk sagte er:
"Der Krieg ist eine Art Tier, das nicht stehen bleibt, sondern sich bewegt. Und er bewegt sich in Richtung Eskalation. Die Frage ist nicht nur, ob jemand für den Krieg oder für den Frieden im Allgemeinen ist, sondern auch, ob jemand die nächste Stufe des Krieges will oder nicht".
Um den Konflikt zu lösen, seien nach Ansicht Orbáns Verhandlungen nicht nur zwischen Moskau und Kiew, sondern auch zwischen Moskau und Washington notwendig:
"Bei diesem Krieg zwischen der Ukraine und Russland geht es nicht nur darum, dass zwei Länder gegeneinander kämpfen. Hinter der Ukraine steht der gesamte Westen. Auch wenn das ein starker Begriff zu sein scheint, so ist doch etwas Wahres daran, dass es sich in mancher Hinsicht um einen Stellvertreterkrieg handelt."
Deshalb brauche es nicht nur Kontakte zwischen Kiew und Moskau, sondern auch Verhandlungen zwischen den Russen und den Amerikanern, bei denen es um das gesamte europäische Sicherheitssystem, um die nächsten 20 bis 30 Jahre in Europa gehe.
In einem weiteren Interview mit dem Radiosender Kossuth meinte Orbán, es sei unwahrscheinlich, dass Russland eines der NATO-Länder angreife. Er sehe aber Ähnlichkeiten zwischen der Vorkriegszeit der Weltkriege und der heutigen Stimmung.
"Was heute in Brüssel und Washington passiert, vielleicht mehr in Brüssel als in Washington, ist eine Art Stimmung für einen möglichen direkten militärischen Konflikt, wir können es getrost so nennen: Europas Vorbereitung auf den Krieg."
Ihm zufolge bewege sich die Situation allmählich auf einen Zusammenstoß zwischen der NATO, der EU und Russland zu.
Die ungarischen Behörden haben die EU wiederholt für ihre Unterstützung der Ukraine kritisiert. Orbán betonte, dass Budapest in dem Konflikt nicht Partei ergreifen werde. Ungarn liefere keine Waffen an die Ukraine und unterstütze auch nicht den NATO-Beitritt des Landes. Zuvor hatte Außenminister Péter Szijjártó erklärt, die Sanktionen gegen Russland seien gescheitert, weil sich die wirtschaftliche Lage in Europa verschlechtert habe. Er warnte, die Entsendung von Militär in die Ukraine durch westliche Staaten könne zu einem dritten Weltkrieg führen.
Im Mai erklärte der russische Botschafter in den USA, Moskau sei bereit, mit dem Westen einen Dialog über Sicherheit und strategische Stabilität zu führen, allerdings nur unter gleichen Bedingungen. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin betonte vergangene Woche, dass Moskau im Gegensatz zu Kiew die Verhandlungen nicht ablehne.
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