Großbritannien wird keine Lösung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine unterstützen, die aus Londons Sicht Zugeständnisse an Moskau beinhalten würde. Dies verkündete der britische Verteidigungsminister Grant Shapps am Dienstag gegenüber Times Radio.
Das Vereinigte Königreich gehört zu Kiews größten Waffenlieferanten. In den vergangenen Wochen verschärfte London seine Rhetorik und erklärte, dass die an die Ukraine gelieferten britischen Waffen für Angriffe tief in Russland verwendet werden könnten. Moskau bestellte vor kurzem den britischen Botschafter in dieser Angelegenheit ein und warnte vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen einschließlich Angriffen auf "alle britischen Militäreinrichtungen und Ausrüstungen" in der Ukraine und darüber hinaus.
Bei einer weiteren Gelegenheit ebenfalls am Dienstag bestätigte Shapps, dass Kiew von Großbritannien gelieferte Waffen einsetzen könnte, um die russische Halbinsel Krim anzugreifen. London betrachte die Region, die im Jahr 2014 nach einem Referendum Teil Russlands wurde, als "integralen Bestandteil der Ukraine".
Auf die Frage von Times Radio, ob London ein Abkommen zwischen Moskau und Kiew in Betracht ziehen würde, antwortete Shapps schlicht: "Nein". Er führte weiter aus, dass das Vereinigte Königreich "überhaupt keinen Sinn" darin sehe, die Ukraine zu überreden oder "unter Druck zu setzen", irgendwelche Friedensbedingungen zu akzeptieren und "einen Teil ihres Territoriums aufzugeben".
Neben der Krim wurden im Herbst 2022 vier weitere ehemalige ukrainische Regionen, die Volksrepubliken Donezk und Lugansk sowie die Gebiete Cherson und Saporoschje, nach Volksabstimmungen Teile Russlands. Kiew bezeichnete die Abstimmungen als "Betrug" und beansprucht alle vier Regionen und die Krim weiter für sich.
Am Dienstag behauptete Shapps außerdem, dass der einzige Weg zur Beendigung des Konflikts darin bestehe, Russland eine militärische Niederlage zuzufügen. "Ich halte es nicht für plausibel, dass Putin diesen Krieg gewinnen kann", sagte er und forderte verstärkte Waffenlieferungen an die Ukraine.
"Es ist sehr, sehr wichtig, dass die USA dem britischen Beispiel folgen. Erinnern Sie sich: Wir haben gerade unsere Gelder für die Ukraine in diesem Jahr auf drei Milliarden Pfund aufgestockt, unser bisher größtes Paket", hob der Verteidigungsminister hervor und bezog sich dabei auf eine frühere Ankündigung des britischen Premierministers Rishi Sunak, der sich verpflichtet hatte, diese Summe pro Jahr für die militärische Unterstützung der Ukraine auszugeben.
Zudem verglich Shapps das moderne Russland indirekt mit Nazi-Deutschland, indem er propagierte, dass "wir in Europa schon einmal in dieser Lage waren und wir werden nicht zulassen, dass sich das wiederholt".
"Wenn man einem Tyrannen wie Putin einen Zentimeter gibt, wird er eine Meile nehmen. In diesem Fall wird er wahrscheinlich eine ganze Menge einnehmen, nicht nur die Ukraine. Ich bin mir auch nicht sicher, ob er dort aufhören wird", fügte Shapps hinzu.
In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg sollen die westlichen Staaten versucht haben, Adolf Hitler zu besänftigen, vor allem durch das berüchtigte Münchner Abkommen von 1938, mit dem Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich die Tschechoslowakei zur Abtretung von Grenzgebieten an Deutschland zwangen.
Russland erklärt während des gesamten Konflikts in der Ukraine wiederholt, dass seine Ziele darin bestehen, die Bevölkerung des Donbass vor Verfolgung durch Kiew zu schützen und seine eigene Sicherheit angesichts der ständigen NATO-Erweiterung in Richtung seiner Grenzen zu gewährleisten. Moskau weist wiederholt auf den nationalistischen Charakter der vom Westen unterstützten Post-Maidan-Regierungen in Kiew hin, die die russischsprachige Minderheit in der Ukraine verfolgen und diskriminieren.
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