US-Atomwaffen in Polen? Moskau stellt Gegenmaßnahmen in Aussicht

Wenn Polen tatsächlich die Pläne umsetzt, Nuklearwaffen der USA auf seinem Hoheitsgebiet zu stationieren, unternimmt Russland Schritte, um seine eigene Sicherheit zu garantieren. Dies erklärte der Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag.

Das russische Militär werde Gegenmaßnahmen ergreifen, wenn die US-Atomwaffen nach Polen verlegt werden, erklärte der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow. Damit reagierte er am Montag auf eine Aussage des polnischen Staatschefs Andrzej Duda, der die Bereitschaft seines Landes zur Stationierung von Atomwaffen angekündigt haben soll. Hierbei zitieren russische Staatsmedien Peskow wie folgt:

"Das Militär wird natürlich prüfen, wenn das umgesetzt wird. Ich denke, dass es auf jeden Fall alle notwendigen Schritte unternehmen wird, um unsere Sicherheit zu gewährleisten."

"Wenn unsere Verbündeten beschließen, im Rahmen der nuklearen Teilhabe Atomwaffen auf unserem Territorium zu stationieren, um die Ostflanke der NATO zu stärken, sind wir dazu bereit", sagte Duda in einem Interview mit der Zeitung Fakt. Diese Frage werde bereits "seit einiger Zeit" zwischen Polen und den USA diskutiert, führte er hierzu aus. "Ich habe dieses Thema bereits mehrmals angesprochen."

Das NATO-Programm "Nuclear Sharing" ermöglicht es den Vereinigten Staaten, ihre Atomwaffen in die Mitgliedsstaaten des Bündnisses zu verlegen. So haben die USA etwa 100 Atomsprengkörper mit einer Sprengkraft von 0,3 bis 50 Kilotonnen in europäischen Ländern sowie in der Türkei stationiert.

Polens Premierminister Donald Tusk sei verwirrt über die Aussage von Präsident Duda, berichtete inzwischen das polnische Nachrichtenportal onet.pl. "Ich müsste die Absichten des Präsidenten gut verstehen", meinte Tusk bei einer Pressekonferenz. In dem Zusammenhang wird er mit den Worten zitiert:

"Ich möchte wirklich, dass Polen sicher und bewaffnet ist, aber ich möchte auch, dass alle Initiativen von den Verantwortlichen sehr gut vorbereitet werden, damit wir alle glauben, dass wir das wollen."

Damit habe der Premier deutlich gemacht, dass Dudas Erklärung nicht mit Regierungsmitgliedern besprochen worden sei, hieß es bei onet.pl. Ferner soll Tusk gesagt haben, dass diese Idee "sehr massiv und sehr ernst" sei. "Ich müsste alle Umstände kennen, die den Präsidenten zu dieser Erklärung veranlasst haben."

Russlands Außenminister Sergei Lawrow betonte in einer Videobotschaft an die Teilnehmer der Moskauer Konferenz zur Nichtverbreitung von Atomwaffen am Montag, dass sich die Lage rund um die internationale Sicherheit beispiellos verschlechtert habe. Hierbei sprach er von einer Krise der Rüstungs- und Abrüstungskontrolle, aber auch von einer kritischen Lage im Bereich der nuklearen Nichtverbreitung. Der Westen stünde am Rande einer direkten militärischen Auseinandersetzung zwischen Atommächten, warnte Lawrow.

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