Ölexporte aus Iran haben den höchsten Stand seit den vergangenen sechs Jahren erreicht. Wie die Zeitung Financial Times mit Verweis auf Daten des Analyseunternehmens Vortexa berichtete, verkaufte Teheran seit den ersten drei Monaten 2024 durchschnittlich 1,56 Millionen Barrel Öl pro Tag. Der Großteil der Ausfuhren sei für den chinesischen Markt bestimmt.
Mit dem Anstieg der Ölexporte könnten die USA und die EU auf Schwierigkeiten bei der Einführung neuer Sanktionen gegen Iran stoßen. Experten und Analysten betonten gegenüber der Financial Times, dass die Iraner "wahre Meister in der Kunst der Umgehung von Sanktionen" seien. Wenn die USA wirkungsvolle Einschränkungen verhängen möchten, sollte China ins Visier genommen werden. Es sei aber schwer, iranische Exporte nach China ausfindig zu machen, weil das gelieferte Öl nicht von staatlichen, sondern von kleinen privaten Ölraffinerien verarbeitet werde.
Am Mittwoch hatte die staatliche Nachrichtenagentur in Teheran erklärt, dass die Ölindustrie des Landes in der Lage sei, mit den Sanktionen umzugehen. Da die meisten Exporte nach China kämen, stünde die Branche außerhalb des Drucks des Westens. Der iranische Ölminister, Javad Oji, erklärte letzten Monats, dass das Land durch die Ölexporte mehr als 35 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr verdient habe.
Nach dem Drohnen- und Raketenangriff Irans auf Israel bereiten Washington und Brüssel neue Sanktionen gegen die Islamische Republik vor. Teilweise wolle der Westen damit einen Vergeltungsschlag Israels und eine Eskalation des Konflikts verhindern. Analysten zufolge sei Washington jedoch nicht geneigt, das im Jahr 2018 vom damaligen Präsidenten Donald Trump eingeführte Sanktionsregime des "maximalen Drucks" strikt durchzusetzen. Vor dem Hintergrund der kommenden US-Präsidentenwahlen wolle die heutige Regierung die weltweite Ölversorgung einem Inflationsdruck nicht aussetzen.
Mittlerweile beschlossen die USA und Großbritannien am Donnerstag umfassende Sanktionen gegen das iranische Raketen- und Drohnenprogramm sowie die Metall- und Automobilindustrie. Zudem wurden auf die Sanktionsliste Personen und Einrichtungen gesetzt, die mit der Iranischen Revolutionsgarde und dem Verteidigungsministerium in Verbindung stehen sollen.
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