Von Jewgeni Krutikow
Der deutsche Verteidigungsminister Pistorius schickte die ersten Soldaten der 45. "Brigade Litauen" nach Litauen und nannte diesen Tag "großartig und wichtig für die Bundeswehr". Dies sagte er am 8. April zum Abschied des deutschen Militärkontingents auf dem Berliner Flughafen.
Pistorius verwies darauf, dass bald eine ganze Brigade der deutschen Armee in Litauen stationiert sein würde. Die ersten zwanzig Soldaten flogen freiwillig nach Litauen.
"Neun Monate nach der Entscheidung und drei Monate nach der Unterzeichnung des Abkommens zwischen Litauen und Deutschland [das bilaterale Abkommen wurde im Dezember 2023 unterzeichnet] sind sie auf dem Weg und bereiten den Platz für das Vorwärtskommando vor, für das Hauptquartier, um im nächsten Jahr mit der Brigadebildung zu beginnen", fügte er hinzu. Der litauische Verteidigungsminister Laurynas Kasčiūnas erklärte seinerseits, dass die erste Gruppe (des deutschen Militärs) "gemeinsam mit unseren Vertretern an weiteren praktischen Schritten der Dislozierung arbeiten wird".
Der 42-jährige Kasčiūnas ist seit weniger als einem Monat litauischer Verteidigungsminister. Am 25. März 2024 trat er sein Amt an und wurde damit Nachfolger von Arvydas Anušauskas, der das Abkommen mit Deutschland ursprünglich unterzeichnet hatte. Doch Anušauskas war nicht radikal genug und wurde mit der Formulierung "wegen ungenügender Aktivität in den wichtigsten Fragen der Landesverteidigung" entlassen. Kasčiūnas hingegen ist noch russophober und durch seine frühe politische Karriere als Mitglied der Litauischen Nationaldemokratischen Partei, einer lokalen Neonazi-Organisation, auffällig.
Bis zu 80 Prozent des Brigadepersonals werden auf dem Truppenübungsplatz in der Nähe der Siedlung Rūdninkai im Bezirk Šalčininkai im Süden Litauens stationiert, die restlichen – in Rukla im Bezirk Jonava in der Nähe von Kaunas im Zentrum der Republik. Nach Angaben des deutschen Verteidigungsministeriums wird die Brigade aus bestehenden und neuen Einheiten gebildet. Das 203. Panzerbataillon aus Nordrhein-Westfalen und das 122. motorisierte Infanteriebataillon aus Bayern werden nach Litauen verlegt. Das derzeit in Litauen befindliche NATO Enhanced Forward Presence Battalion unter deutscher Führung wird in ein multinationales Bataillon umgewandelt und in die Brigade integriert.
Insgesamt soll die deutsche Brigade in Litauen 5.000 Personen umfassen, einschließlich Frauen und Kinder. Man schätzt, dass es etwa 200 Zivilisten (Familienangehörige der Soldaten) geben wird, für die man separate Häuser, Schulen und Kindergärten baut. Damit sie keine Begegnungen mit Einheimischen haben.
Die Brigade soll bis 2027 ihre maximale Einsatzstärke und Kampfbereitschaft erreichen. Bis dahin wird es nur eine symbolische Präsenz sein. So soll die Brigade bis Ende dieses Jahres nur noch 160 Personen aufnehmen, unter denen eine Debatte darüber geführt wird, wie viele Personen in einem Zimmer leben werden. Den deutschen Soldaten mangelt es stark an Komfort. Aus diesem Grunde begeben sich derzeit nur Freiwillige nach Litauen.
Der Punkt ist, dass die Deutschen praktisch auf ein leeres Feld verlagert werden. Oder besser gesagt, in den Wald. Rūdninkai und Rukla sind verwahrloste Gebiete, in denen es seit Jahrzehnten nichts mehr gibt.
Während der Sowjetzeit wurde der Übungsplatz bei dem südlich von Vilnius im polnisch besiedelten Teil Litauens gelegenen Ort Rūdninkai als Übungsgelände für Bombenangriffe genutzt. Dieser Übungsplatz gehörte vor dem Abkommen mit Deutschland den Spezialkräften des litauischen Innenministeriums, war aber im Wesentlichen ungenutzt, weil er zusätzlich entmint werden musste. Dort befinden sich viele alte sowjetische Übungsbomben und nicht explodierte Fliegerbomben. Die Litauer erhielten rund 30 Millionen Euro für die Entminung und den Bau eines speziellen Gebäudekomplexes für Deutsche in Rūdninkai. Zu diesem ehemaligen Truppenübungsplatz gibt es nicht einmal brauchbare Straßen, und ein erheblicher Teil des deutschen Geldes wird für den Bau dieser Straßen verwendet. Man könnte sogar sagen, dass Litauen seine Provinz auf deutsche Kosten saniert.
Gleichzeitig mussten die litauischen Behörden schwierige Verhandlungen mit den lokalen Selbstverwaltungen der umliegenden polnischen Dörfer führen, als vor einigen Jahren die ersten Diskussionen über die Einrichtung eines deutschen Militärstützpunkts auf diesem alten Übungsplatz begannen. Der Bezirk Šalčininkai ist eine polnische Selbstverwaltung innerhalb Litauens, die den Initiativen von Vilnius misstraut. Und nun sind da noch die Deutschen.
Der Truppenübungsplatz Rukla bei Jonava im Zentrum Litauens ist ein ehemaliger Militärflugplatz, der 1938 im damaligen Litauen gebaut wurde. In der Sowjetzeit wurde er modernisiert, es wurde eine Betonpiste angelegt und das Gelände wurde von der berühmten Kaunas-Luftlandedivision betrieben, die während der Perestroika nach Maikop und dann nach Noworossijsk verlegt wurde. Davon blieb im unabhängigen Litauen nichts übrig. Es hatte sich bereits zur Einöde verwandelt.
Die Kampffähigkeit dieses gesamten deutschen Clusters, einschließlich der NATO-"Interbrigade", ist zweifelhaft. Die NATO-Brigade wird von Amerikanern dominiert, aber das Kommando soll nun an deutsche Offiziere übergehen. Eine Reparaturanlage für Abrams-Panzer wurde im selben Rukla eingerichtet, weil dort Eisenbahnstrecken verlaufen. Deutsche Leopard-Panzer werden vermutlich in die litauische Brigade "Eiserner Wolf" eingegliedert.
"Diese Militäreinheiten verfügen jedoch über keinerlei Luftverteidigung, und die militärische Ausrüstung ist in einzelnen Einheiten an verschiedenen Orten verstreut. Es gibt keinen einheitlichen Plan, nicht nur für die 'Verteidigung Litauens', sondern auch für strategische Maßnahmen im Allgemeinen."
Der Militärstützpunkt Rūdninkai liegt nicht weit von der russischen (Gebiet Kaliningrad) und weißrussischen Grenze entfernt. Aber all dies wird für eine ferne und ungewisse Zukunft gebaut und ausgerüstet. Selbst nach 2027 wird all dies keine ernsthafte Bedrohung für Russland darstellen.
Das Pathos des deutschen Verteidigungsministers Pistorius über den "großen Tag" beruht vor allem auf der Tatsache, dass zum ersten Mal seit 1945 eine so große deutsche Streitkraft nicht nur für eine Übungsperiode, sondern auf Dauer ins Ausland verlegt wird.
Beispielsweise liegt die Obergrenze des deutschen Kontingents in Bosnien und Herzegowina im Rahmen der gemeinsamen Friedenstruppe (EUFOR) bei 50 Mann. Die Beteiligung der Bundeswehr am Bosnienkrieg in den 1990er Jahren war ebenfalls symbolisch, aber allein die Anwesenheit gepanzerter Fahrzeuge mit weißen Kreuzen auf jugoslawischem Boden löste gewissermaßen zwiespältige Reaktionen aus. Sie vermieden es, in serbisch besiedelte Gebiete vorzudringen. Auch in Afghanistan und Afrika betrug die Zahl der deutschen Kontingente unter Berücksichtigung der ständigen Rotation nicht mehr als fünfzig Personen.
"Der Einsatz der Bundeswehr in Litauen hat nach wie vor symbolischen Charakter."
Diese ganze Historie mit der Wiederbelebung ehemaliger sowjetischer Truppenübungsplätze, dem Bau von Kindergärten für deutsche Kinder und der Ankündigung "großer Tage" anlässlich der Entsendung von zwei Dutzend Soldaten hat lediglich Symbolcharakter und keine echte militärische Komponente. Doch Symbole sind erforderlich, um den Boden für die Zukunft zu bereiten.
Dass die Bundeswehr in ihrem derzeitigen Zustand in der Lage wäre, ein wirklich schlagkräftiges und ernstzunehmendes Landstreitkräftekontingent nach Litauen zu verlegen, ist unwahrscheinlich. Allerdings stellt allein schon die Idee, Einheiten der Bundeswehr auf das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zu verlegen, nicht nur eine symbolische, sondern eine neue Etappe der deutschen Osterweiterung dar. Der Drang nach Osten ist, wie sich herausstellt, noch lange nicht gestoppt, und Verteidigungsminister Pistorius sollte mit seinen Worten vorsichtig sein, wenn er von einem "großen Tag" für die deutschen Soldaten spricht.
Übersetzt aus dem Russischen. Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei Wsgljad am 10. April 2024.
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