Ein Terroranschlag hat am Freitag Russlands Hauptstadt Moskau erschüttert. Ein Bekennerschreiben der IS-K-Terrormiliz kursiert derzeit im Netz. Verbreitet wurde das Schreiben, mit dem die Terrorgruppe den Anschlag in Moskau für sich reklamierte, von offiziellen Sprachrohren, unter anderem im Kurznachrichtendienst Telegram. Es bestehen allerdings weiterhin Zweifel an der Authentizität der IS-K-Erklärung.
Die USA haben einem US-Beamten zufolge Russland in den letzten Wochen vor der Möglichkeit eines Anschlags gewarnt. "Wir haben die Russen entsprechend gewarnt", sagte ein Insider, der anonym bleiben wollte. Den USA lägen zudem "Geheimdienstinformationen" vor, die die Behauptung des Islamischen Staates (Chorasan) bestätigen, für den Anschlag bei einem Konzert in der Nähe von Moskau verantwortlich zu sein.
Dass die USA die Ukraine als möglichen Drahtzieher des Anschlags auf die Moskauer Konzerthalle entlasten, während die Tragödie noch im Gange sei, werfe allerdings Fragen auf. Dies sagte eine Sprecherin des russischen Außenministeriums am Freitagabend im russischen Fernsehen als Reaktion auf entsprechende Angaben.
Der IS-K wurde im Januar 2015 als regionaler Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" gegründet und gilt als brutalste Miliz in Afghanistan. Zu Beginn des Jahres verübte IS-K zwei Bombenanschläge in Iran, bei denen fast 100 Menschen getötet wurden. Im September 2022 übernahmen IS-K-Kämpfer die Verantwortung für ein tödliches Selbstmordattentat auf die russische Botschaft in Kabul. Die Gruppe war für einen Angriff auf den internationalen Flughafen von Kabul im Jahr 2021 verantwortlich, bei dem 13 US-Soldaten und zahlreiche Zivilisten während der chaotischen Evakuierung der USA aus dem Land getötet wurden. Viele der IS-K-Kämpfer waren einmal Taliban und bekämpfen diese nun seit Jahren.
Der mutmaßliche Angriff von IS-K in Russland am Freitag stellt zwar eine dramatische Eskalation dar, doch westlichen Experten zufolge hat sich die Gruppe in den vergangenen Jahren gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin gestellt. "IS-K hat sich in den letzten zwei Jahren auf Russland fixiert und Putin in seiner Propaganda häufig kritisiert", sagte Colin Clarke vom Soufan Center, einer in Washington ansässigen Forschungsgruppe. Michael Kugelman vom Wilson Center in Washington sagte, dass die Gruppe auch eine Reihe von zentralasiatischen Kämpfern zu ihren Mitgliedern zählt, die ihre eigenen Ressentiments gegenüber Moskau haben.
Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA zitiert einen Sprecher des Untersuchungsausschusses des Landes mit den Worten, es sei noch zu früh, um etwas über das Schicksal der Angreifer zu sagen.
Dabei ist auch anzumerken, dass Medien im Westen bereits letztes Jahr über eine steigende Anzahl ausländischer Kämpfer berichtet hatten, die Syrien verließen, um sich auf das "neue Schlachtfeld" zu begeben. Al-Monitor meldete damals die Verlegung der Dschihadisten aus Idlib in die Ukraine. Dies galt vor allem für ausländische Kämpfer, insbesondere aus Zentralasien oder dem Kaukasus.
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