Der diplomatische Schlagabtausch hat nun konkrete Folgen: Das Modanse-Ballett über das Leben von Coco Chanel mit Swetlana Sacharowa, einer aus der Ukraine stammenden Solistin des Bolschoi-Theaters, wurde abgesagt.
"Wir teilen Ihnen mit, dass die Aufführung des Modanse-Balletts abgesagt wurde, um die Sicherheit der Zuschauer und der Künstler zu gewährleisten. Wir entschuldigen uns bei allen, die auf diese Aufführung gewartet haben und bitten um Ihr Verständnis", teilte das Seoul Arts Center mit. Die Aufführungen waren für den Zeitraum vom 17. bis 21. April geplant.
"Wir haben diese Aufführung lange vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie geplant und vorbereitet. Nach sorgfältiger Abwägung verschiedener Faktoren haben wir uns kürzlich entschieden, die Veranstaltung auf Wunsch des Seoul Arts Center abzusagen, da die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Künstler und des Publikums an erster Stelle stehen", teilte InArts Production mit, der Veranstalter von Modanse in Seoul.
Eine weitere Show mit Tänzern des Russischen Staatsballetts ist für den 16. bis 18. April geplant. Ob auch diese abgesagt wird, ist noch unklar.
Sacharowa erklärte, dass ihre Tournee in Seoul nicht von den Veranstaltern, sondern vom südkoreanischen Kulturministerium abgesagt wurde. "Die Tournee war vor vier Jahren geplant, wurde aber wegen der Pandemie verschoben, und jetzt, wo alles gut gehen sollte, wurde sie verboten." Die russische Botschaft erklärte, sie kenne die Gründe für die Absage nicht.
Vergangene Woche hatte die ukrainische Botschaft in Südkorea das Gastspiel mit der Begründung kritisiert, Sacharowa habe "aktiv das Vorgehen Russlands in der Ukraine gebilligt". Moskau benutze Veranstaltungen dieser Art als "kulturelle Waffe". Die Diplomaten forderten zudem, die Zusammenarbeit mit Moskau im Kunstbereich auszusetzen. Die russische Botschaft antwortete, die Gastspiele russischer Künstler seien "normale Konzertaktivitäten", die auf direkten Vereinbarungen zwischen den beteiligten Parteien beruhten.
Sacharowa wurde in der ukrainischen Stadt Luzk geboren und besuchte die Ballettschule in Kiew, ist aber russische Staatsbürgerin und Mitglied des Bolschoi-Ensembles. Sie gilt derzeit als eine der besten Ballerinas der Welt. Von 2007 bis 2011 war sie Abgeordnete der regierungsnahen Partei Einiges Russland. Im Jahr 2014 unterstützte sie die Entscheidung, die Halbinsel Krim mit Russland wiederzuvereinigen. Dieses Jahr wurde sie als Putin-Vertraute für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen registriert.
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