Ein durchgesickerter Mitschnitt, der die mutmaßlichen Pläne des deutschen Militärs zur Unterstützung der Ukraine beim Einsatz von Langstreckenraketen für einen Angriff auf die Krim-Brücke umreißt, könnte zu einem Bruch zwischen Berlin und seinen NATO-Verbündeten führen, berichtete das Wall Street Journal (WSJ) am Samstag.
Am Freitag veröffentlichte die RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan die russischsprachige Abschrift eines mutmaßlichen Gesprächs zwischen mehreren hochrangigen Offizieren der deutschen Luftwaffe, in dem diese die Einsatz- und Zieldetails von Taurus-Langstreckenraketen erörterten – über deren Lieferung an die Ukraine Deutschland derzeit debattiert –, als ob die Lieferung bereits vereinbart worden wäre.
Die Beamten sprachen auch darüber, wie man dies weiterhin plausibel bestreiten könnte, falls die Ukraine die Waffen für einen Angriff auf die strategisch wichtige Krim-Brücke einsetzen würde. Das deutsche Verteidigungsministerium hat unterdessen bestätigt, dass das Gespräch abgehört wurde, und eine Untersuchung der Angelegenheit eingeleitet.
Das WSJ berichtet unter Berufung auf deutsche Beamte, dass das Gespräch authentisch sei. Das Treffen habe über die unverschlüsselte Online-Plattform WebEx stattgefunden, wobei ein Offizier von einem Hotelzimmer in Singapur aus angerufen haben soll. Dem Artikel zufolge nutzen deutsche Beamte WebEx häufig für sensible Gespräche. Eine Quelle des WSJ sagte, das Leck sei ein "Weckruf" für Berlin.
Neben dem Einsatz von Taurus-Raketen erwähnten deutsche Beamte mutmaßlich auch die Anwesenheit ausländischer Militärangehöriger in der Ukraine, die Kiew beim Einsatz der vom Westen gelieferten Waffen helfen sollen. Russische Beamte haben dazu bereits erklärt, dass die Anwesenheit westlicher Soldaten in der Ukraine "kein Geheimnis" sei.
Das Wall Street Journal bezeichnete die Aufnahme als "einen Propagandaerfolg für den Kreml" und merkte an, dass sie die Beziehungen zwischen Deutschland und seinen NATO-Verbündeten belasten könnte. Sie mache auch die Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine unwahrscheinlicher, fügte die Zeitung hinzu.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am Sonntag unter Berufung auf Quellen, dass Bundeskanzler Olaf Scholz weiterhin gegen die Lieferung von Taurus-Raketen an Kiew sei und davor warne, dass dies den Konflikt weiter eskalieren könnte.
Die durchgesickerte Aufnahme sorgte für Aufruhr in Russland, das westliche Waffenlieferungen an die Ukraine mit der Begründung verurteilt, diese würden den Konflikt nur verlängern und NATO-Länder zu direkten Teilnehmern an den Feindseligkeiten machen.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, verlangte von Berlin eine Erklärung zu der durchgesickerten Aufnahme. Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew sagte, die Deutschen seien "wieder einmal zu unseren Erzfeinden geworden".
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