Der University of Sussex Hospitals NHS Trust, eine Stiftung innerhalb des staatlichen, britischen Gesundheitswesen NHS, erklärt in einem Schreiben, dass die medikamentös ausgelösten Brustabsonderungen von "Transfrauen" (also transsexuellen Männern) für Babys genauso gut sein sollen wie Muttermilch.
An die Öffentlichkeit kam diese Aussage aufgrund eines am Sonntag veröffentlichten Berichts der konservativen, britischen Denkfabrik Policy Exchange.
Die medizinische Direktorin der Stiftung, Rachel James, habe in dem Schreiben ausgeführt, dass der verschreibungspflichtige Medikamentencocktail, den Männer einnehmen, die Milch produzieren wollen, "den natürlichen Hormonen ähnelt, die die Entwicklung der Milchbildung bei Neugeborenen fördern".
Policy Exchange zitiert aus dem Brief:
"Die vorliegenden Beweise zeigen, dass die Milch mit derjenigen vergleichbar ist, die nach der Geburt eines Babys produziert wird."
Bei dem Schreiben soll es sich um einen Brief aus dem August 2023 handeln, den James an die Transgender-Organisation "Children of Transitioners" geschickt habe.
Biologische Männer, die Brustmilch produzieren wollen, müssten zunächst Hormone einnehmen, um die Milchdrüsen wachsen zu lassen, und dann hohe Dosen von Domperidon oder Metoclopramid einnehmen, was die Milchproduktion anregen soll. Domperidon oder Metoclopramid sind ursprünglich Arzneistoffe, die Übelkeit und Erbrechen lindern sollen.
Der Hersteller von Domperidon, das Pharmaunternehmen Janssen, warnte jedoch davor, dass das Medikament "unerwünschte Nebenwirkungen haben kann, die das Herz eines gestillten Babys beeinträchtigen", und es "während der Stillzeit nur dann verwendet werden sollte, wenn Ihr Arzt dies eindeutig für notwendig hält."
Nach Bekanntwerden der Aussagen von James legte die Stiftung am Sonntag noch einmal nach und schrieb in einer Erklärung:
"Wir stehen zu den Fakten des Briefes und den zitierten Beweisen, die sie unterstützen."
Zu diesen Beweisen gehören laut dem Thinktank Policy Exchange eine Handvoll Jahrzehnte alter Artikel, in denen Milch, die durch induzierte Laktation erzeugt wurde, mit postpartaler Muttermilch verglichen wurde – wobei offenbar nicht zwischen der von biologischen Frauen und der von biologischen Männern erzeugten Milch unterschieden wurde.
Die Stiftung berief sich laut dem Thinktank auch auf eine Studie aus dem Jahr 2022, in der festgestellt wurde, dass bei den Babys von stillenden Transfrauen "keine Nebenwirkungen bei Säuglingen zu beobachten" seien. Kritiker wiesen jedoch darauf hin, dass die Studie nur fünf Monate gedauert hat und keine Langzeitbeobachtung beinhaltete. Die meisten Schriften zu diesem Thema "haben nicht untersucht, was in der Milch selbst ist", so ein medizinischer Experte gegenüber der britischen Zeitung Daily Mail.
Lottie Moore, Leiterin der Abteilung für Gleichstellung und Identität bei Policy Exchange, bezeichnete die Behauptungen des NHS-Trusts als "unausgewogen und naiv" und warf der Organisation vor, durch die Förderung unsicherer Praktiken "die Rechte von Frauen und den Schutz von Kindern zu gefährden".
"Das Wohl eines Kindes muss immer Vorrang vor Identitätspolitik und umstrittenen Glaubenssystemen haben, die nicht auf Fakten beruhen", sagte sie gegenüber der Daily Mail.
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