Ein Gericht in Amsterdam hat am Mittwoch den Stürmer des Moskauer Erstligisten FC Spartak in Abwesenheit zu sechs Jahren Haft verurteilt. Dem 32-jährigen Quincy Promes, der in den Niederlanden geboren ist und die niederländische Staatsangehörigkeit hat, wird Kokainschmuggel zur Last gelegt.
Gegenstand des Strafverfahrens ist ein Vorfall aus dem Jahr 2020, als die Polizei im Hafen des belgischen Antwerpen zwei Sendungen mit rund 1.370 kg Drogen abgefangen hatte. Die Staatsanwaltschaft geht auf Grundlage abgehörter Telefonate davon aus, dass Promes die Lieferung bestellt hatte. Er soll mit dem Drogenhändler Pete Wartell in Verbindung stehen, dem Promes "zu seiner eigenen Sicherheit" 250.000 Euro für das beschlagnahmte Kokain überwiesen hätte. Nach Ansicht der niederländischen Staatsanwaltschaft waren Promes und Wartell Teil eines "großen kriminellen Netzwerks". Der Fußballer selbst bestreitet den Vorwurf und erklärt, dass nicht er hinter dem Pseudonym "Fantasma" stehe, unter dem der Besteller des Kokains agiert haben soll.
Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Verteidigung des Fußballers hat angekündigt, Rechtsmittel einzulegen.
Der FC Spartak Moskau ist über das Strafverfahren gegen Promes informiert, erklärte der Leiter des Pressedienstes der Rot-Weißen, Dmitri Selenow, am Mittwoch gegenüber Reportern. Die Mannschaft, einschließlich des Stürmers, hält sich nach seinen Angaben aktuell in einem Trainingslager in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Der Club halte vorerst an der Anstellung von Promes fest, hieß es weiter, auch für ihn gelte die Unschuldsvermutung.
In der russischen Fußballwelt gibt es jedoch auch kritische Stimmen über das Engagement des niederländischen Fußballers mit surinamischen Wurzeln bei dem russischen Profiverein. So erklärte der prominente Sportreporter Dmitri Gubernijew gegenüber RIA Nowosti, ihm sei es peinlich, dass Ausländer, die in ihren Heimatländern wegen Straftaten verurteilt wurden, bei der russischen Fußballmeisterschaft mitspielen dürfen.
Das 1992 geborene Fußballtalent Promes hatte sich erstmals im August 2014 dem russischen Erstligisten Spartak Moskau angeschlossen, wo er in der Saison 2016/17 Torschützenkönig der Liga wurde und in seinen vier Jahren zu den besten Spielern der russischen Liga zählte. Die Spielzeit 2018/19 verbrachte er beim FC Sevilla in Spanien, von der Saison 2019/2020 an spielte er zwei Jahre für Ajax Amsterdam. Seit der Saison 2021/2022 spielt er wieder für Spartak Moskau.
Mehr zum Thema - Russischer Fußballverband wechselt doch nicht zur asiatischen Konföderation