Die USA arbeiten an einer neuen Strategie für die Ukraine, die eine Abkehr von den Offensivstrategien des Jahres 2023 und eine Hinwendung zur Verteidigung an der Frontlinie bedeuten würde, berichtet die Washington Post. Die mutmaßlichen Anpassungen seien eine Reaktion auf die gescheiterte Gegenoffensive Kiews im vergangenen Jahr, so die Zeitung weiter.
In ihrem Artikel vom Freitag zitierte die Zeitung einen hochrangigen Beamten des Weißen Hauses, der erklärte, dass "es [für die ukrainischen Streitkräfte] schwierig sein wird, an allen Fronten denselben großen Vorstoß zu unternehmen, den sie im vergangenen Jahr versucht haben". In Anbetracht dessen sei die Erwartung nun viel weniger anspruchsvoll – man wolle sicherstellen, dass Kiew keinen weiteren Boden an Moskau verliere, sagte der ungenannte Mitarbeiter gegenüber Reportern.
Dies bedeute jedoch nicht, dass das ukrainische Militär nur in seinen Schützengräben verharren werde. In kleinen Städten und Dörfern sei weiterhin mit einem "Gebietsaustausch" zu rechnen, so die Quelle gegenüber der Washington Post.
Ende letzten Monats hatte Politico in ähnlicher Weise von der Erkenntnis berichtet, dass ein "totaler Sieg" für die Ukraine unwahrscheinlich sei, zumindest im Jahr 2024, und dass dies die Unterstützer Kiews in den USA und der EU davon überzeugt habe, ihre Bemühungen stillschweigend auf eine eventuelle Verhandlungslösung auszurichten.
Wie die Washington Post berichtet, bereitet sich die ukrainische Armee in der Region Saporoschje bereits darauf vor, eine Verteidigungslinie nach russischem Vorbild zu errichten. Durch diese Linie war der ukrainische Vormarsch im letzten Sommer gestoppt worden.
Die westlichen Unterstützer wollen darüber hinaus, dass Kiew sich mehr auf Langstreckenraketenangriffe gegen russische Streitkräfte, einschließlich der auf der Krim stationierten Schwarzmeerflotte, konzentriert.
Längerfristig hofft die Regierung Biden Berichten zufolge, noch in diesem Frühjahr ein zehnjähriges Sicherheitsabkommen mit der Ukraine abschließen zu können, ähnlich dem, das kürzlich zwischen London und Kiew unterzeichnet wurde.
Laut dem Bericht der Washington Post würde sich Washington in dem möglichen Abkommen unter anderem dazu verpflichten, Kiews Militär aufzurüsten sowie die Industrie- und Exportbasis der Ukraine zu stärken.
Diese Pläne hängen jedoch davon ab, dass der Kongress grünes Licht für den 61-Milliarden-Dollar-Finanzierungsantrag von Präsident Biden gibt, wobei die Republikaner so kompromisslos wie eh und je erscheinen, so die Zeitung.
Dem Bericht zufolge hofft man, dass das langfristige Abkommen Washingtons mit der Ukraine es dem republikanischen Spitzenkandidaten Donald Trump erschweren würde, die Hilfe zu kürzen, sollte er die Präsidentschaftswahlen im November gewinnen.
Trump hat wiederholt die fortgesetzten großzügigen Zuwendungen seines Landes für Kiew infrage gestellt und versprochen, das Blutvergießen "an einem Tag, in 24 Stunden" zu beenden, falls er ins Weiße Haus zurückkehren sollte.
Letzte Woche berichtete CNN, dass die Regierung Biden hofft, "so viel Hilfe [wie möglich] vor Januar 2025" durchzubekommen, da sie befürchtet, dass Trump im Falle seiner Wiederwahl den Geldfluss drosseln könnte.
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