Iran griff in der Nacht zum Mittwoch nach eigenen Angaben terroristische Ziele im Nachbarland Pakistan mit Drohnen und Raketen an. Die Attacke habe der islamistischen Separatistengruppe Dschaisch al-Adl gegolten, berichtet die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Zwei wichtige Stützpunkte der sunnitischen Extremisten seien zerstört worden. Diese Gruppe hatte in den vergangenen Jahren im Südosten Irans mehrere Anschläge für sich reklamiert. Die Angriffe erfolgten, nachdem Iran bereits bislang beispiellose Raketenangriffe gegen "IS- und Mossad-Ziele" in Syrien und Irak ausgeführt hatte. Laut der Iranischen Revolutionsgarde waren die Angriffe eine Vergeltung für den Bombenanschlag in der iranischen Stadt Kerman während der jüngsten Gedenkveranstaltungen anlässlich des vierten Jahrestages der Ermordung des iranischen Generals Soleimani.
Die pakistanische Regierung bezeichnete den iranischen Angriff als "unprovozierte Verletzung" des pakistanischen Luftraums. Zwei Kinder seien dabei getötet und drei weitere Menschen verletzt worden. In einer Erklärung des Außenministeriums heißt es, Pakistan verurteile den Angriff auf seine Provinz Belutschistan auf das Schärfste. "Diese Verletzung der pakistanischen Souveränität ist völlig inakzeptabel und kann schwerwiegende Folgen haben", erklärt das Außenministerium.
Der Angriff erfolgte, während der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian am Rande des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos mit dem geschäftsführenden Premierminister Anwar ul Haq Kakar aus Pakistan zusammentraf. Worüber die Männer sprachen, wurde bisher nicht bekanntgegeben.
Die Ankündigung der iranischen Angriffe in Pakistan sorgte für Verwirrung, da entsprechende Berichte in den englischsprachigen staatlichen Medien des Landes bald wieder verschwanden. Der Angriff aus Iran auf das atomar bewaffnete Pakistan bedroht die Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die sich schon lange misstrauisch beäugen, einzutrüben, obwohl sie diplomatische Beziehungen unterhalten, kommentierte die Agentur AP.
Der iranische Verteidigungsminister teilte mit, die Raketenangriffe auf Pakistan dienten der Selbstverteidigung Irans, und er drohte mit weiteren Angriffen in der Zukunft: "Wir haben das legitime Recht, die Souveränität unseres Landes zu verteidigen, wenn wir einer Bedrohung durch irgendeine Partei ausgesetzt sind. Die Diplomatie hat Vorrang, aber wir werden Maßnahmen ergreifen, wenn wir nicht zu einem Ergebnis kommen, wie es bei der letzten Operation der Fall war."
Zugleich berichtete die iranische Press TV über eine gemeinsame Militärübung von Pakistan mit Iran. Die iranischen und pakistanischen Streitkräfte hätten eine eintägige gemeinsame Marineübung in der Straße von Hormus und an der Nordspitze des Persischen Golfs abgehalten, um die Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbarländern zu verbessern und die Beziehungen zu stärken, hieß es bei Press TV.
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