Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees, die Teilnahme russischer und weißrussischer Sportler an den Sommerspielen 2024 in Paris zu erlauben, hat in den vergangenen Tagen für scharfe Debatten gesorgt. Am Mittwoch am Rande des Globalen UN-Flüchtlingsforums in Genf antwortete der IOC-Chef Thomas Bach den Kritikern. Gegenüber dem Rundfunksender BBC erklärte der Beamte, einzelne Sportler könnten für die Handlungen ihrer Regierungen nicht verantwortlich sein. Der Ukraine-Krieg sei nur einer der 28 Konflikte weltweit. Sportler aus den in diese Feindseligkeiten verwickelten Ländern nähmen an Wettkämpfen friedlich teil.
Außerdem bekräftigte Bach sein Engagement für die Unterstützung ukrainischer Sportler. Das IOC werde alle mögliche Hilfe leisten, damit eine starke Nationalmannschaft der Ukraine an den Spielen teilnehmen könne.
Mit Hinsicht auf die Entscheidung des IOC drohte die Ukraine ihrerseits mit Boykott. Wie Matwei Bedny, der ukrainische Minister für Jugend und Sport, betonte, gehe es nicht nur um den Sport, sondern auch um die Außenpolitik. Die Olympischen Spiele seien eine Möglichkeit, eine Plattform für die Diskussion über den Krieg zu erhalten. Diese dürfe die Ukraine nicht verlieren. Kiews Teilnahme würde jedoch ausfallen, sollten die Russen nach Paris kommen. Daher würde Kiew alles tun, damit Russland nicht teilnehme, sagte Bedny weiter. Bach habe laut BBC die Androhung eines Boykotts als politisch motiviert eingestuft und abgelehnt. Die Länder, die dem IOC-Beschluss nicht zustimmen, seien berechtigt, "unterschiedliche politische Meinungen" zu haben.
Zuvor, am 8. Dezember, hatte das IOC offiziell bestätigt, dass Athleten aus Russland und Weißrussland zu den nächsten Olympischen Sommerspielen zugelassen werden. Laut einer Erklärung handele es sich nur um neutrale Einzelsportler. Russische und weißrussische Mannschaften dürfen weiterhin nicht an den Mannschaftswettbewerben teilnehmen. Athleten, die die russische Militäroperation in der Ukraine unterstützen oder beim Militär und bei Sicherheitsbehörden unter Vertrag stehen, sind von den Spielen ebenso ausgeschlossen. Außerdem dürfen die Staatsfahnen nicht gezeigt und die Hymnen der beiden Länder nicht gespielt werden. Das IOC präzisierte am Donnerstag die Zahl der zugelassenen Sportler. Nach aktuellen Angaben dürfen 2024 sechs Russen und fünf Weißrussen nach Paris kommen.
Die nächsten Olympischen Sommerspiele finden vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 in der französischen Hauptstadt statt.
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