General Mark Milley, der ehemalige Leiter des Ausschusses der US-Stabschefs, hat als Antwort auf die Forderung des Oberbefehlshabers der ukrainischen Armee Waleri Saluschny, F-16-Kampfjets an die Ukraine zu übergeben, gelacht. Dies berichtet die Zeitung Washington Post unter Bezugnahme auf einen hohen ukrainischen Beamten.
Nach Angaben der Zeitung ereignete sich der Vorfall während eines Telefongesprächs zwischen Milley und Saluschny nach der Veröffentlichung von geheimen Pentagon-Dokumenten im April 2023. Letzterer habe versichert, dass das Leck für die Ukraine nützlich sei. Daraufhin habe Milley gefragt: "Wieso das?" Saluschny habe entgegnet:
"Es steht nicht drin, dass wir dort F-16 haben, also schicken Sie uns so schnell wie möglich einige von ihnen."
Daraufhin, so die Quelle der Zeitung, habe Milley gelacht. Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij sah in den durchgesickerten Information indes "keinen Vorteil".
Nach Angaben des Gesprächspartners der Nachrichtenagentur hatten weder das Pentagon noch das Weiße Haus oder die US-Geheimdienste eine Vorstellung vom Ausmaß der Veröffentlichung geheimer Daten. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin setzte eine Task Force ein, deren Hauptaufgabe darin bestand, herauszufinden, welche Informationen zu welchem Zweck ins Netz gelangt waren, so ein hochrangiger Pentagon-Beamter.
Angesichts der durchgesickerten Informationen sah sich Kiew veranlasst, Washingtons Fähigkeit zur Geheimhaltung sensibler Informationen in Frage zu stellen. Laut Angaben einer mit dem Gespräch vertrauten Person warnte ein Berater den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij vor dessen Reise nach Washington:
"Teilen Sie Biden nichts mit, was Sie nicht auf der Titelseite der Washington Post sehen wollen."
Die Quelle erklärte der Zeitung, dass die undichten Stellen zwar zu Spannungen führten, aber die Beziehungen zum Informationsaustausch mit Kiew nicht beeinträchtigten. Der Gesprächspartner behauptete, dass Moskau schon vor den Lecks über Informationen über das ukrainische Militär und die Regierung verfügt habe.
Die von den Medien zitierten Dokumente enthielten neben weiteren Informationen Daten über die Verwundbarkeit des ukrainischen Luftabwehrsystems und die Erschöpfung der Bestände der ukrainischen Streitkräfte an Boden-Luft-Raketensystemen sowie die Verluste des ukrainischen Militärs und Washingtons Einschätzung bezüglich der Dauer des militärischen Konflikts zwischen Kiew und Moskau.
Selenskij lehnte es damals ab, die in den durchgesickerten Materialien enthaltenen Informationen zu bestätigen oder zu dementieren.
Seit Beginn der russischen Militäroperation weist Kiew darauf hin, dass sein Militär moderne Militärflugzeuge brauche. Lange Zeit schlossen die USA eine Übergabe von F-16-Kampfjets an Kiew aus und auch Bundeskanzler Olaf Scholz war gegen solche Lieferungen.
Im Mai 2023 änderte Washington seine Position. Das Weiße Haus behauptete, dass die Ukraine die Kampfflugzeuge in Zukunft brauchen könne. Washington halte die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine noch nicht für notwendig, werde aber gemeinsam mit Verbündeten die Ausbildung ukrainischer Piloten an diesen Flugzeugen unterstützen, hieß es.
Im Sommer wurde auf dem NATO-Gipfel in Vilnius eine Koalition gebildet, um ukrainische Piloten für den Einsatz von F-16-Kampfflugzeugen zu schulen. Anfang November behauptete Juri Ignat, der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte, dass die ukrainischen Piloten nun ihre Fähigkeiten ausbauten.
Moskau verurteilt die Waffenlieferungen an die Ukraine und betont, dass diese den Konflikt nur verlängern werden. Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu versichert, dass die Luftabwehrkräfte alle für Kiew bestimmten F-16-Kampfjets innerhalb von 20 Tagen zerstören werden.
Mehr zum Thema - Pentagon-Leaks: Geheimnisverrat aus Prahlsucht?