Von Alex Männer
Die rigorose antirussische Sanktionspolitik des kollektiven Westens, die unter anderem Russlands Einnahmen aus dem Erdölexport massiv senken soll, verzeichnet in diesem Sektor nach wie vor einen Misserfolg. Denn trotz der Bemühungen der USA und ihrer Verbündeten zeigen die russischen Ölexporte ein Wachstum, wodurch auch die Einnahmen steigen.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt unter Berufung auf eigene Untersuchungen, dass die russischen Ausfuhren von Rohöl im Oktober 2023 3,48 Millionen Barrel pro Tag betrugen. Damit hätte der Ölexport in diesen vier Wochen praktisch jene Jahreshöchststände erreicht, die zuvor im Frühling verzeichnet worden seien.
Im Gegensatz zu Bloomberg, das sich auf das Exportvolumen bezieht, führte die Agentur Reuters die russischen Einnahmen aus dem Exportgeschäft an. Demnach habe sich der Umsatz im Oktober dieses Jahres – ungeachtet der von Washington und Co. im Jahr 2022 eingeführten Preisobergrenze auf russische Öllieferungen – im Vergleich zum vergangenen September auf 17,63 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt. Im Jahresvergleich seien die Einnahmen Moskaus aus dem Verkauf von Öl um ein Viertel gestiegen, heißt es.
Experten zufolge konnte Russland seine Position in diesem Bereich gegenüber dem Jahresbeginn, als die Einnahmen des Kremls nämlich insgesamt zurückgegangen waren, enorm verbessern, und zwar insbesondere durch die Erweiterung der sogenannten Schattenflotte von Tankern. Zudem verringerte sich der Preisunterschied zwischen der nordeuropäischen Ölsorte Brent und der russischen Marke Urals, was ebenfalls den Umsatz erhöhte.
Abgesehen davon geht das meiste Öl aus Russland inzwischen in Länder, die sich ohnehin nicht an das Preislimit halten und auf die die USA kaum Einfluss nehmen können. So zählen etwa China, Indien und die Türkei zu den größten Abnehmern der russischen Ausfuhren.
Die US-Regierung will sich indes mit ihrer im Grunde ergebnislosen antirussischen Sanktionspolitik keinesfalls abfinden und kündigte nun an, die Einnahmen Russlands aus dem Verkauf von Mineralien bis 2030 zu halbieren. Darüber berichtete die Financial Times (FT) am Donnerstag unter Berufung auf den für Energiefragen zuständigen US-Vize-Außenminister, Geoffrey Pyatt.
Der US-Diplomat, der vor wenigen Wochen schon damit drohte, Moskaus milliardenschweres Flüssiggas-Projekt "Arctic LNG 2" zu "töten", teilte gegenüber der FT mit, dass Washington "alles tun" werde, um Russlands Einnahmen aus Öl- und Gasexporten bis zum Ende dieses Jahrzehnts zu halbieren.
"Russlands zukünftige Einnahmen zu vereiteln" sei genauso wichtig wie die Beschädigung seiner aktuellen Finanzen, so Pyatt:
"Das hat enorme geopolitische Auswirkungen darauf, wie sich der Kreml international verhalten und ob Russland sowohl seine Energie als strategisches Kapital nutzen kann, als auch weiterhin Revanchismus gegen seine Nachbarn betreiben kann."
Zugleich müssten die westlichen Sanktionen gegen Moskau "noch auf Jahre hinaus" aufrechterhalten werden, so der Diplomat. Das Ziel dieser Maßnahmen sei es, "das Verhalten Russlands zu ändern und sicherzustellen, dass Putin nicht in der Lage ist, wann immer eine Art Frieden erreicht wird […] drei oder vier Jahre zu nutzen, um sich selbst und sein Militär für die dritte Phase der Ukraine-Invasion vorzubereiten".
Hinsichtlich der Umgehung der Sanktion durch Russland würden die USA nach Wegen suchen, "diese Schattenflotte weniger effektiv zu machen". Auf die Frage, ob Washington Maßnahmen unterstützen würde, um westliche Versicherungsunternehmen zu zwingen, mehr Informationen von den Inhabern der mit russischem Öl beladenen Schiffe zu verlangen, sagte Pyatt: "Halten Sie sich auf dem Laufenden."
Diesbezüglich hatte die US-Regierung vor Kurzem Sanktionen gegen drei Reedereien wegen Verstoßes gegen die Preisobergrenze verhängt, was Analysten und Händler dazu veranlasste, vor zahlreichen neuen Maßnahmen gegen einzelne Unternehmen und Betreiber zu warnen.
Mehr zum Thema – Energiekrise: Russland liefert Rekordmengen Erdgas über TurkStream-Pipeline nach Europa