Der Botschafter Kiews in Washington von 2015 bis 2019, Waleri Tschaly, hat in einem Interview mit dem ukrainischen Sender Espresso TV Channel zum Ausdruck gebracht, dass sich die Ukraine auf eine mögliche politische Krise in den USA einstellen sollte, die die weitere militärische Unterstützung für das Land untergraben könnte. Tschaly kommentierte den jüngsten Besuch einer ukrainischen Delegation in Washington, die beim US-Kongress um mehr finanzielle Unterstützung für Kiew werben wollte, mit den Worten:
"Von den drei Szenarien, über die wir seit langem gesprochen haben, hat unsere Regierung warum auch immer auf das optimistischste Szenario gesetzt, und das, was jetzt passiert, ist eigentlich das schlimmste Szenario."
Ferner gab der Diplomat zu bedenken, dass die Republikaner, angeführt vom neuen Sprecher des Repräsentantenhauses Mike Johnson, die Hilfe für Kiew auf Eis legen würden. Tschaly fügte hinzu:
"Wir wissen nicht, was als Nächstes passieren wird. Es ist bereits klar, dass es eine Kürzung geben wird."
Jedoch zeigte er sich sicher, dass der Westen der Ukraine den Geldhahn vorerst nicht zudrehen werde und erinnerte daran, dass der Internationale Währungsfonds einen Finanzplan für Kiew bis mindestens Juli nächsten Jahres habe:
"Ich gehe davon aus, dass die Unterstützung bis zum Sommer nicht drastisch zurückgehen wird."
Zugleich vermutete Tschaly, dass die USA im Herbst nächsten Jahres "höchstwahrscheinlich in eine politische Krise geraten", was auch negative Auswirkungen auf den ukrainischen Haushalt haben könnte. Das sollte man schon jetzt in Betracht ziehen, hieß es.
Am Freitag billigte der US-Präsident Joe Biden den vorläufigen US-Haushalt bis zum 19. Januar, die finanzielle Unterstützung für die Ukraine und Israel sind darin nicht enthalten. Nach Angaben von Bloomberg wird die Ukraine bis mindestens Mitte Dezember keine US-Militärhilfe erhalten.
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