Von Dmitri Kossyrew
Erfolgsstory oder nicht ganz? Vor etwa einer Woche wies ich bereits darauf hin, dass die Beziehungen zwischen China und Australien bloß so scheinen, als seien sie eine ferne und unbedeutende Sache. Denn was sich gerade zwischen ihnen abgespielt hat, ist ein Vorbote für die nahe Zukunft – dafür, wie der Westen und der Nicht-Westen eine neue Entspannungspolitik beginnen werden, die stark an das erinnert, was Breschnew und Nixon 1972 in Gang gesetzt hatten.
Nach vier Jahren wilder australischer Wut über Peking, das den fünften Kontinent bedrohe, und Wut gegen alles Chinesische im Allgemeinen – mit Sanktionen, Skandalen und rüpelhaften Äußerungen von ganz oben in Canberra – reist nun nach sieben Jahren erstmals der australische Premierminister Anthony Albanese nach China. Die vorherige Regierung dieses Landes folgte geradezu enthusiastisch jeder US-amerikanischen Aktion gegen die Volksrepublik China.
Albanese trifft mit Xi Jinping zusammen. Der chinesische Staatschef erklärt, dass die beiden Länder wieder auf dem "richtigen Weg" seien und die Kontakte auf allen Ebenen wiederaufgenommen hätten. Die chinesischen Sanktionen gegen Australien, die dessen Wirtschaft fast zum Erliegen brachten, wurden weitgehend aufgehoben.
Doch was ist der richtige Weg? Hier sollten wir Albaneses Formel "kooperieren, wo wir können, diskutieren, wo wir müssen" anführen. In Anlehnung an seine Selbstbeweihräucherung auf der grandiosen Messe der ausländischen Exporteure in Shanghai erklärte er, dass seine Regierung mehr Arbeitsplätze geschaffen habe als jede andere in der Geschichte des Landes. Und Arbeitsplätze bedeuten verständlicherweise in erster Linie Geschäfte mit China, das vor dem großen Streit Australiens wichtigster Wirtschaftspartner war und es nun eindeutig bleiben wird. Oh, und der Hafen von Darwin im Norden Australiens, der von einem chinesischen Unternehmen betrieben und über den der gesamte Handel zwischen den beiden Ländern abgewickelt wird, stelle nun keine Bedrohung mehr für die Sicherheit Australiens dar – alles sei in Ordnung.
Das ist eher eine offizielle Erfolgsmeldung über die Normalisierung der Beziehungen – "das Ende der Eiszeit"! Aber es gibt auch inoffizielle Einschätzungen der Lage. Zum Beispiel ist der Nationalist Alex Lo aus Hongkong empört: Sind denn Australien und Albanese persönlich nicht mehr US-amerikanische Marionetten, deren Souveränität irgendwo in Washington verwahrt wird? Was ist eigentlich mit AUKUS – gibt es das nicht mehr?
Unter den vielen Informationen über die Ergebnisse des Besuchs ist übrigens auch diese: AUKUS wurde bei den Verhandlungen überhaupt nicht angesprochen. Das Dreierbündnis Australiens mit den USA und dem Vereinigten Königreich ist vorerst aus dem Blickfeld verschwunden. Aber Alex Lo erinnert uns daran, was und wie es wirklich war. Australien wollte ursprünglich zwölf Diesel-U-Boote von Frankreich kaufen. Doch dann kamen die US-Amerikaner, verdrängten die Franzosen, und in nur 24 Stunden änderten die Militärkreise in Canberra das Konzept. Man erklärte plötzlich, man brauche nun acht atomgetriebene U-Boote, und der Preis soll nicht 66 Milliarden, wie die Franzosen veranschlagt hatten, sondern offenbar 368 Milliarden US-Dollar betragen. Zugegeben, diese U-Boote sollen erst um das Jahr 2040 in Dienst gestellt werden. Aber es ist auf jeden Fall ein Unterschied, ob sie für Patrouillen in den Küstengewässern benötigt werden oder ob sie zu Offensivaktionen vor der chinesischen Küste fähig sind. Ganz zu schweigen davon, dass das australische Militär seinen US-Kollegen völlig untergeordnet ist.
In Wahrheit hat Washington mit Australien erst das gemacht, was es auch mit Deutschland gemacht hat – es stürzte seine Wirtschaft in den Abgrund – und jetzt wurde Albanese ausdrücklich ein Nachlass gewährt, um diese Situation ein wenig zu korrigieren. Aber das ist auch schon der ganze Fortschritt.
Darüber hinaus heizen auch die Australier selbst die Debatte weiter an. Die einen sagen, dass ihr Land bereits fest die Rolle des Schutzpatrons aller pazifischen Inselnationen im Namen der Vereinigten Staaten übernommen hat, um die Chinesen an der Übernahme der Inseln zu hindern. Andere erinnern daran, warum diese U-Boote überhaupt gebraucht werden – das Land könne und solle sogar jetzt schon im Cyberspace Krieg mit Peking führen.
So sieht also eine Entspannungspolitik aus. Es sei daran erinnert, dass ich vor einer Woche darauf hingewiesen habe, dass die Beziehungen des Westens zu Russland wahrscheinlich genauso verlaufen werden. Nach dem Ende der Geschehnisse in der Ukraine werden die Verbündeten der USA vorsichtig und einer nach dem anderen im Sinne der Albanese-Formel "kooperieren, wo wir können, diskutieren, wo wir müssen" nach Moskau kommen. Doch wie sollen wir mit einer solchen Aussicht umgehen?
Dazu habe ich zwei Anmerkungen. Erstens: Die dreiste Unhöflichkeit des Westens war unangebracht. Manche haben es damit einfach übertrieben, indem sie Russland ohne jegliche Fakten oder Rechtfertigung üble Dinge ins Gesicht sagten. Aus unserer Sicht gehört zu einer Entschärfung der Situation eine Entschuldigung für all das. Es fällt dem Westen aber sehr schwer, sich zu entschuldigen. Es ist einfacher, die ganzen Gemeinheiten unter den Teppich zu kehren. Und zweitens: Die Chinesen glauben, dass der Übergang von der "Eiszeit" zu einer einfachen Kälteperiode ein Schritt nach vorn sei, denn dieser Schritt sei besser als sein Ausbleiben – die Arbeit müsse weitergehen. Wahrscheinlich ist dies ein realistischerer Ansatz als die Erwartung einer vollständigen Kapitulation des Westens.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 15. September 2023 bei RIA Nowosti.
Dmitri Kossyrew ist ein russischer Journalist, Orientalist und politischer Analyst bei RIA Nowosti.
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