Ukraine setzt Nestlé auf Liste der "Kriegssponsoren"

Die Antikorruptionsagentur in Kiew hat den Nahrungsmittelkonzern Nestlé zum "Kriegssponsoren Russlands" erklärt. Grund dafür sei die Weigerung der Firma, sich vom russischen Markt zurückzuziehen. Nestlé liefere nach eigenen Angaben nur lebenswichtige Güter nach Russland.

Am Donnerstag hat die Nationale Antikorruptionsagentur der Ukraine bekannt gegeben, dass das schweizerische Großunternehmen Nestlé auf die Liste der sogenannten Kriegssponsoren gesetzt wurde. In einer offiziellen Erklärung der Behörde auf Telegram wurde festgelegt, dass der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern weiterhin Geschäfte in Russland führe, indem er Warenlieferungen und Produktionsausbau unternehme. Dies mache Nestlé trotz des Versprechens, den russischen Markt nach der Eskalation des Ukraine-Konflikts im Jahr 2022 zu verlassen. Stand Februar 2023 seien laut zahlreichen Medienangaben die Regale russischer Supermärkte mit Nestlé-Produkten überfüllt gewesen.

Weiter betonte die Antikorruptionsbehörde, dass die Geschäftstätigkeit in Russland nur knapp über 2 Prozent von Nestlés Gesamtgewinn ausmachen soll. Trotzdem habe sich die Firma bisher nicht entschlossen, den Markt zu verlassen. Nestlé begründe seine Stellung damit, dass es die Bevölkerung Russlands nur mit lebenswichtigen Gütern versorge und sich um mehr als 7.000 Mitarbeiter im Land kümmere. Nach Kiews Ansicht unterstütze das Unternehmen dadurch die Wirtschaft des "Aggressors". Darüber hinaus soll Nestlé nicht nur Konsumgüter, sondern auch technische Ausrüstung heimlich nach Russland liefern.

In diesem Zusammenhang zog die Antikorruptionsagentur Parallelen zu den Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Damals soll Nestlé an zwei Fronten gearbeitet und seine Produkte sowohl an die deutsche Armee als auch an die Länder der Anti-Hitler-Koalition geliefert haben. Somit habe es aus der Geschichte nichts gelernt, hieß es im Abschluss der Erklärung.

Kiew hatte mehrere weltweit agierende Unternehmen zu "internationalen Kriegssponsoren Russlands" erklärt, darunter AliExpress, Philip Morris, Japan Tobacco und Bacardi. Das Hinzufügen der Firma Mondelez International auf die entsprechende Liste sorgte für großen Aufruhr. Nachdem bekannt geworden war, dass sich das US-amerikanische Unternehmen nicht aus Russland zurückgezogen hatte, weigerten sich mehrere Dutzend skandinavische Unternehmen, mit Mondelez International zusammenzuarbeiten.

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