Diplomatischer Protest: Länder in Lateinamerika verurteilen Israels Attacken auf Zivilisten in Gaza

Israels Angriffe auf Gaza, bei denen bereits Tausende von Zivilisten getötet und verletzt worden sind, belasten das diplomatische Verhältnis zwischen Tel Aviv und mehreren Staaten in Lateinamerika schwer. Die Länder verurteilen die Verletzung des humanitären Völkerrechts.

Der tödliche israelische Luftangriff auf das Flüchtlingslager Dschabaliya im Gazastreifen hat eine diplomatische Protestwelle in Lateinamerika ausgelöst. Gleich mehrere Länder verurteilten die Attacke vom 31. Oktober und andere israelische Angriffe mit inzwischen Tausenden von Toten und Verletzen unter der Zivilbevölkerung als Verletzung des internationalen Völkerrechts. Chile, Colombia, Bolivien, Brasilien und Venezuela forderten in ihren Statements eine unverzügliche Waffenruhe.

Bolivien

Nach dem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Dschabaliya mit Dutzenden von Toten und Verletzten beschloss die Regierung in La Paz, die diplomatischen Beziehungen zu Israel abzubrechen. Das Andenland begründete die Entscheidung damit, dass Israel im Gazastreifen Kriegsverbrechen gegen das palästinensische Volk verübe. María Nela Prada, Generalsekretärin der Präsidentschaft, und Vize-Außenminister Freddy Mamani, verurteilten auf ihrer Pressekonferenz am Dienstag die "grausame, unmenschliche und erniedrigende" Vorgehensweise des Nahostlandes.

Nach der Bekanntgabe dieses Schrittes kündigte die Führung des Andenlandes um Präsident Luis Arce die Entsendung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen an. La Paz verwies dabei auf eine schwere gesundheitliche Krise in der palästinensischen Enklave.

In einem exklusiven Interview für den russischen Auslandsfernsehsender RT verteidigte Mamani die Entscheidung seines Landes, indem er hervorhob, dass Israel die UN-Charta, das Völkerrecht, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht missachte. Die hohen Zahlen der Getöteten und Verletzten ließen sich als Genozid am palästinensischen Volk einstufen.

Boliviens UN-Botschafter erklärte vor der UN-Generalversammlung, dass sein Land Israel für einen respektlosen Staat halte, der das Leben, die Völker, das Völkerrecht und das humanitäre Völkerrecht missachte. La Paz wolle auf der "rechten Seite der Geschichte und der Rechte des palästinensischen Volkes" sein.

"Das Verhältnis mit Israel war immer instabil."

Israels Außenamtssprecher Lior Haiat verurteilte auf X die Entscheidung Boliviens, die diplomatischen Beziehungen zu seinem Land abzubrechen. Dies sei eine "Kapitulation vor dem Terrorismus und dem Ayatollah-Regime im Iran".

"Mit diesem Schritt schließt sich die bolivianische Regierung der Terrororganisation Hamas an, die mehr als 1.400 Israelis abgeschlachtet und 240 Menschen entführt hat, darunter Kinder, Frauen, Babys und ältere Personen."

Nach dem Regierungswechsel in Bolivien sei das Verhältnis mit dem Andenland inhaltslos, resümierte der Diplomat.

Chile

Israels Attacken auf Palästinenser verurteilte am Dienstag auch der chilenische Staatschef Gabriel Boric. In einem Eintrag auf der Plattform X (vormals Twitter) führte er die jüngsten Statistiken des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) an, wonach durch die Handlungen der Regierung von Benjamin Netanjahu jeden Tag in Gaza 420 Kinder getötet oder verletzt würden.

Der Politiker ließ die Erklärung eines Sprechers aus Israel nicht gelten, der diese Opfer "Kollateralschäden" genannt hatte.

"Das sind keine 'Kollateralschäden' des Krieges gegen die Hamas, sondern seine Hauptopfer – zusammen mit unschuldigen Zivilisten, allem voran Frauen."

Angesichts der "inakzeptablen Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht" rief Boric den chilenischen Botschafter in Israel Jorge Carvajal zu Konsultationen zurück. Der Präsident des südamerikanischen Landes brachte die Ablehnung seiner Regierung gegen die militärischen Operationen Israels im Gazastreifen zum Ausdruck und verurteilte diese als "kollektive Strafe gegen die zivile Bevölkerung Palästinas". Der Politiker schrieb außerdem, dass sein Land humanitäre Hilfe nach Palästina geschickt habe und die UNO dazu anrege, zu einem Waffenstillstand beizutragen und das Massaker zu stoppen.

Kolumbien

Zu Konsultationen wurde am Dienstag auch Margarita Eliana Manjarrez Herrera, die kolumbianische Botschafterin in dem Nahostland, zurückgerufen. Die Regierung des südamerikanischen Landes müsse wegen der Blockade der Zivilbevölkerung im Gazastreifen durch Israel und des Angriffs auf das Flüchtlingslager Dschabaliya ihre Position analysieren, schrieb Präsident Gustavo Petro auf X. Mit Blick auf einen möglichen Abriss der diplomatischen Beziehungen erklärt er:

"Wenn Israel das Massaker am palästinensischen Volk nicht stoppt, können wir dort nicht verbleiben."

In einem späteren Eintrag bezeichnete der Politiker den israelischen Militäreinsatz als Völkermord. Israel begehe diesen, um das palästinensische Volk aus Gaza zu vertreiben und um sich die Exklave einzuverleiben. Dem Politiker zufolge sei Netanjahu ein Verbrecher und seine Verbündeten hätten kein Recht, von Demokratie zu sprechen.

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Venezuela

Die Regierung in Caracas verurteilte kategorisch den israelischen Luftangriff auf das Flüchtlingslager Dschabaliya. Außenminister Yván Gil verwies in seiner auf X veröffentlichten Erklärung auf die "systemhafte Verletzung der Grundsätze des humanitären Völkerrechts durch Israel". Demnach missachte das Nahostland die Bestimmungen der Genfer Konventionen. Der Diplomat sprach vom Völkermord. Gleichzeitig drängte Gil auf eine unverzügliche Suche nach Lösungen im Einklang mit UN-Resolutionen, die den Einwohnern Palästinas Frieden, Sicherheit und Würde garantieren sollten. 

Brasilien

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva forderte auf X einen unverzüglichen Stopp der Kampfhandlungen. Der Tod von 3.000 Kindern im Gazastreifen mache ihn tiefst traurig.

"Wir erleben zum ersten Mal einen Krieg, in dem die Mehrheit der Getöteten Kinder sind."

Die Urheber des Krieges bezeichnete der Politiker als verantwortungslos und fragte rhetorisch, ob diese Menschen nun um den Tod der vielen Kinder trauerten und die Last ihres Tuns spürten.

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