Jemen ist eines der ersten Länder, das diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion (und zu Russland als ihrem Rechtsnachfolger) aufgenommen hat: Am 1. November 1928 unterzeichneten die beiden Länder ein entsprechendes Abkommen. Im Oktober 1962 erkannte Moskau als erstes Land der Welt die neu ausgerufene Arabische Republik Jemen an.
In den darauffolgenden Jahren habe Russland umfangreiche Hilfe bei der Modernisierung der Infrastruktur Jemens und der Entwicklung der Industrie geleistet, erklärt Jewgeni Kudrow, interimistischer Geschäftsträger Russlands im Jemen. Erwähnenswert sei ein Großprojekt an der Küste des Roten Meeres, wo sowjetische Spezialisten einen Tiefwasserhafen bauten. Das erste Schiff, das der neue Hafen aufnahm, sei ein sowjetisches Motorschiff gewesen. "Wie unsere Gespräche zeigen, erinnern sich die Jemeniten, insbesondere die Bewohner der Region Tihama am Roten Meer, noch immer daran", so Kudrow.
Er betonte, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Russland und Jemen, die auf eine lange und reiche Geschichte zurückblicke, im 21. Jahrhundert weiterentwickle. "Der intensive politische Dialog geht weiter: In den 2000er Jahren besuchte der jemenitische Präsident Salih unser Land mehrmals, im Jahr 2013 besuchte Präsident Hadi Russland. Auch die Außenminister kamen mehrmals."
Im Dezember 2002 hatten Russland und Jemen eine Erklärung zu den Grundsätzen freundschaftlicher Beziehungen und Zusammenarbeit unterzeichnet. In diesem Dokument wird darauf hingewiesen, dass die Standpunkte der beiden Länder zu vielen globalen und regionalen Problemen ähnlich sind. Moskau schätze unter anderem, dass die international anerkannten Behörden der Republik Jemen nach Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine dem Druck westlicher Länder nicht nachgegeben und sich nicht dem antirussischen Lager angeschlossen haben, sondern eine neutrale Position vertreten, so Kudrow.
Die Lösung des langwierigen Bürgerkriegs im Jemen nehme einen wichtigen Platz im russisch-jemenitischen Dialog ein. Obwohl russische Diplomaten im Jahr 2017 aus dem Land evakuiert werden mussten, suche man weiterhin nach für beide Seiten akzeptablen Lösungen zur Konfliktbeilegung. Der im April 2022 unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen geschlossene Waffenstillstand sei ein entscheidender Schritt zum Abbau der Spannungen gewesen. "Leider besteht weiterhin eine hohe Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns des Waffenstillstands, da es immer wieder zu bewaffneten Zwischenfällen an den Kontaktlinien kommt", fuhr Kudrow fort. Es sei notwendig, dass die Kriegsparteien Zurückhaltung zeigen und Schritte unterlassen, die zu einer gefährlichen Eskalation führen könnten.
Neben der Unterstützung bei der politischen Regulierung leiste Russland auch andere Hilfe für die Bevölkerung, die seit vielen Jahren in einer äußerst schwierigen sozioökonomischen Situation überleben müsse. Moskau leiste unter anderem auch humanitäre Hilfe. Zuletzt sei Ende August eine große Lieferung russischen Mehls in den Jemen gebracht worden. Darüber hinaus arbeiteten viele Ärzte aus Russland trotz des bewaffneten Konflikts in jemenitischen Krankenhäusern, unterstrich der Diplomat. Zudem gebe es in Russland Quoten für die kostenlose Ausbildung jemenitischer Studenten. Vor allem medizinische Fachrichtungen seien bei ihnen besonders gefragt.
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