Elon Musk hat angeboten, Wikipedia eine Milliarde Dollar zu spenden, wenn sich die Online-Enzyklopädie für mindestens ein Jahr in "Dickipedia" (auf Deutsch etwa: "Pimmelpedia") umbenennt, und beschuldigt die von der Gemeinschaft herausgegebene Webseite, parteiisch zu sein. In einem Beitrag auf X (ehemals Twitter) behauptete Musk am Sonntag, dass "Wikipedia von Natur aus hierarchisch aufgebaut ist und daher den Voreingenommenheiten der ranghöheren Redakteure unterliegt, unabhängig von deren Verdiensten".
Musk verglich den Ansatz von Wikipedia mit der neuen Funktion "Community-Notizen", die er auf X eingeführt hat, und behauptete, es gebe einen "fundamentalen Unterschied". Der Mechanismus auf X erlaube es den Nutzern, Klarstellungen zu Beiträgen hinzuzufügen, die von vielen Menschen als kontrovers empfunden werden, erfordere aber einen Konsens von "Menschen mit historisch unterschiedlichen Standpunkten", erklärte er.
"Entscheidend ist, dass selbst ich als Hauptaktionär des Unternehmens das Ergebnis einer [Community] Notiz nicht ändern kann."
Musks "Spendenangebot" kam als Reaktion auf einen Spendenaufruf des Wikipedia-Mitbegründers Jimmy Wales. Musk forderte die Redakteure auf, Informationen über seine Zusage zu "dem [Kuh-Emoji, Haufen-Emoji] auf meiner Wikiseite hinzuzufügen … im Interesse der Genauigkeit". Er behauptete auch, dass die Wikimedia-Stiftung, die die Wikipedia-Server betreibt, keine großen Mittel benötige, um den Dienst am Laufen zu halten. "Ihr könnt buchstäblich eine Kopie des gesamten Textes auf euer Telefon packen!", schrieb Musk.
Mitgründer: Wikipedia wird für "Informationskrieg" missbraucht
X-Nutzer fügten diesem Beitrag bald eine Community-Notiz hinzu, in der sie schrieben, dass Wikipedia monatlich mehrere Milliarden Seitenaufrufe und mehrere Millionen Seitenbearbeitungen verzeichne und dass die Finanzen der Wikimedia-Stiftung laut Medienberichten regelmäßig geprüft werden. Die Notiz ist inzwischen verschwunden.
Während Wikipedia sich selbst als neutrale Wissensquelle anpreist, werfen Kritiker ihr vor, dieses Grundprinzip zu vernachlässigen. Mitbegründer Larry Sanger prangerte die Enzyklopädie im August als einen Ort an, an dem US-Eliten und Spione einen "Informationskrieg" gegen die Öffentlichkeit führen.
Musk und Wales waren schon früher wegen der Politik der Inhaltsmoderation aneinandergeraten. Im Mai kritisierte der Wikipedia-Mitbegründer den X-Eigentümer dafür, dass er sich angeblich dem türkischen Druck gebeugt habe, um im Vorfeld der Parlamentswahlen in dem Land Beiträge auf seiner Plattform zu zensieren.
"Was Wikipedia getan hat: Wir haben uns für unsere Prinzipien starkgemacht und bis zum Obersten Gerichtshof der Türkei gekämpft und gewonnen. Das ist es, was es bedeutet, die freie Meinungsäußerung als Prinzip und nicht als Slogan zu behandeln", betonte Wales, der auf Musks Erklärung der Situation reagierte.
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