Die weithin erwartete israelische Bodenoffensive im Gazastreifen wird möglicherweise nicht stattfinden, wie der Sprecher der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), Oberstleutnant Richard Hecht, am Dienstag andeutete. Das israelische Militär bereite sich auf die nächste Phase seiner Militäroperation vor. Man werde jedoch nicht verraten, worum es sich dabei handelt, fügte er hinzu.
"Wir bereiten uns auf die nächsten Phasen des Krieges vor. Wir haben noch nicht gesagt, welche das sein werden", sagte Hecht bei einem Briefing vor Journalisten. "Alle reden von der Bodenoffensive. Es könnte aber auch etwas anderes sein", fügte er hinzu, ohne näher darauf einzugehen.
Die Äußerungen erfolgen inmitten der Eskalation zwischen den israelischen Streitkräften und der im Gazastreifen ansässigen militanten Gruppe Hamas, die am 7. Oktober einen Überraschungsangriff auf Israel verübte. Militante Palästinenser feuerten Tausende von Raketen auf israelisches Gebiet ab und überrannten kurzzeitig Siedlungen an der Grenze zum Gazastreifen. Der erste Angriff und die anschließenden Zusammenstöße zwischen der Hamas und den israelischen Streitkräften haben nach Angaben der Behörden mehr als 1.400 Israelis, überwiegend Zivilisten, das Leben gekostet.
Westjerusalem reagierte mit einer massiven Bombardierung des Gazastreifens, die laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium mehr als 2.800 Tote in der Enklave zur Folge hatte. Israel hat im Rahmen einer Mobilisierungskampagne rund 360.000 Reservisten einberufen und umfangreiche Streitkräfte an der südlichen Grenze zu Gaza stationiert, darunter Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Artilleriegeschütze.
Israel hat seit Beginn der Eskalation eine mögliche Bodenoperation in Gaza angekündigt. Das Militär erklärte am vergangenen Samstag, es sei bereit, "die Offensive auszuweiten", auch durch eine "umfassende Bodenoperation".
Die mögliche Operation hat weithin Besorgnis ausgelöst. Sowohl die Afrikanische Union als auch die Arabische Liga forderten Israel am Montag auf, die Feindseligkeiten einzustellen, und warnten, dass eine Bodenoffensive in der Enklave zu einem "beispiellosen Völkermord" führen könnte. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte vergangene Woche, dass die mögliche Operation eine "schwierige" Angelegenheit sei, "die ernste Konsequenzen für alle Seiten hätte". Die Offensive würde im Endeffekt auch zu Opfern unter der Zivilbevölkerung führen, was "absolut inakzeptabel" wäre, fügte er hinzu.
Die USA, ein wichtiger Verbündeter Israels, haben ebenfalls vor einer Bodenoffensive gewarnt. US-Präsident Joe Biden sagte am Montag, dass das Ausschalten der "Extremisten" eine "notwendige Voraussetzung" sei, um die Sicherheit des jüdischen Staates zu gewährleisten, warnte jedoch, dass eine israelische Besetzung des Gazastreifens ein "großer Fehler" wäre. Das Weiße Haus hat bestätigt, dass Biden am Mittwoch nach Israel und Jordanien reisen wird. Das Magazin Spiegel hat behauptet, dass nach diesem Besuch eine israelische Offensive gestartet werden könnte.
Mehr zum Thema - Rache und Gemetzel: Israel veröffentlicht Bilder von Angriffen auf Gaza