Selenskij fordert Georgien auf, Krieg gegen Abchasien und Südossetien zu beginnen

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat Georgien während einer Videoansprache an die von Großbritannien geführte Joint Expeditionary Force aufgefordert, die ehemals georgischen autonomen Gebiete Abchasien und Südossetien militärisch zurückzuerobern. Die Reaktionen aus Tiflis sind bislang ablehnend.

Der ukrainische Präsident Selenskij forderte Georgien in einer Videoansprache dazu auf, seine verlorenen Gebiete in den abtrünnigen Republiken Abchasien und Südossetien militärisch zurückzuerobern. Übertragungsort seiner Rede war das in Schweden abgehaltene Gipfeltreffen derjenigen Staaten, die an der Joint Expeditionary Force (JEF) beteiligt sind.

"Dank unserer Verteidigung gegen die russische Aggression eröffnen sich für Georgien neue Perspektiven für die Wiederherstellung seiner territorialen Integrität",

zitieren ihn ukrainische Medien, unter anderem die Ukrainskaja Prawda

Ein durch Georgien geführter Rückeroberungskrieg würde auch das "Potenzial der gemeinsamen Sicherheit hier, in unserem Teil Europas", stärken, führte der ukrainische Präsident aus. Selenskij nannte die aktuelle Situation eine "historische Wende".

Aus Georgien liegen bereits erste Reaktionen auf die Aufforderung des ukrainischen Staatsoberhauptes vor. Die regierende georgische Partei "Traum" rief Selenskij ihrerseits dazu auf, sich mit der territorialen Integrität seines eigenen Landes zu befassen. Der Konflikt mit Abchasien und Südossetien werde sich friedlich und nicht militärisch lösen lassen.

Beka Odischaria, Vorsitzender des Kaukasus-Ausschusses des georgischen Parlaments, sagte, Georgien habe "einen Friedensplan, der zunächst die Wiederaufnahme von Kontakten mit Abchasen und Osseten und dann die Lösung der territorialen Fragen vorsieht":

"Wir suchen nach Wegen der Annäherung. Georgier, Abchasen und Osseten sollten friedlich koexistieren."

Odischaria wünschte dem ukrainischen Volk, dass "die ukrainischen Behörden zuerst ihre eigenen Probleme lösen", um die territoriale Integrität wiederherzustellen.

Ein weiteres Mitglied der Regierungspartei, Irakli Kadagischwili, begrüßte Selenskijs "Sorge um die territoriale Integrität" Georgiens, betonte jedoch, dass Tiflis nur auf friedliche Weise vorgehen werde:

"Georgien verbindet die Frage der Wiederherstellung der territorialen Integrität nicht mit einer militärischen Aktion. Krieg zerstört und stellt nichts wieder her."

Die JEF ist eine seit 2014 von Großbritannien als Framework Nation bestehende multinationale Expeditionstruppe und schnelle Eingreiftruppe. Sie soll über 10.000 Soldaten mobilisieren. Neben dem Vereinigten Königreich als Framework Nation beteiligen sich die nordeuropäischen NATO-Staaten Dänemark, Norwegen, Finnland und Island, die baltischen NATO-Staaten Estland, Lettland, Litauen, das NATO-Mitglied Niederlande sowie Schweden, das noch nicht der NATO angehört.

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