Am Freitag berichteten ukrainische Medien über die Flucht eines 19-jährigen Fußballspielers des ukrainischen Proficlubs Schachtjor Donezk nach einem Spiel im belgischen Antwerpen. Das Ereignis selbst hat sich offenbar Anfang Oktober ereignet, wurde aber bis zuletzt geheim gehalten.
Alexander Rosputko, ein Verteidiger im Junioren-Team, verschwand am Flughafen in Brüssel, kurz bevor die Mannschaft das Flugzeug bestieg. Der Spieler hatte für den Flug nach Warschau eingecheckt und sein Gepäck abgegeben, tauchte danach aber unter. Niemand konnte ihn anrufen, da er sein Telefon ausgeschaltet und alle seine sozialen Netzwerke gelöscht hatte. Als einer der Gründe für die Flucht werden politische Differenzen genannt. Rosputko vertritt den Berichten zufolge prorussische Ansichten, ebenso wie seine Eltern.
Später wurde gemeldet, dass Rosputko die Botschaft der Russischen Föderation in der belgischen Hauptstadt Brüssel aufgesucht und dort um politisches Asyl gebeten habe. Laut anderen Quellen ist der Fußballer mit seiner Familie über die Türkei nach Russland geflohen.
Der Vater des Fußballspielers hat in einem Interview mit Regnum die Flucht seines Sohnes erklärt:
"Vorerst kann ich Ihnen nicht sagen, warum Sascha geflohen ist. Ich kann sagen, dass er in Russland auf jeden Fall sicherer sein wird. Die Information, dass er um politisches Asyl gebeten hat, ist nicht wahr. Mein Sohn hat nicht darum gebeten. Er wird einfach einen russischen Pass beantragen, wie er es auch in seiner Heimat in Donezk getan hätte."
Der Vater des Sportlers dementierte Spekulationen über Rosputkos Auftritt in irgendeinem Team in Russland in naher Zukunft. Ihm zufolge sei sein Sohn sehr müde von den letzten harten Monaten bei Schachtjor und von der geplanten Flucht. Der Junge sei demnach sehr nervös gewesen, in der Befürchtung, dass sein Plan auffliegen könnte.
"Jetzt sollte man Sascha in keiner Mannschaft erwarten. Er ist sehr müde von allem. Er entspannt sich und ruht sich erst einmal aus, und dann werden wir sehen", so Juri Rosputko im Regnum-Interview.
Auch der Pressedienst von Schachtjor hat die Flucht des 19-jährigen Mittelfeldspielers inzwischen bestätigt. Gegenüber dem Magazin UA Football erklärte der Club:
"Wir bestätigen die Tatsache, dass Alexander Rosputko nach dem Spiel gegen Antwerpen nicht in die Ukraine zurückgekehrt ist. Der Spieler erhielt ein Boarding-Ticket, gab seinen Koffer ab und erschien nicht zum Einstieg in das Flugzeug. Wir können nicht sagen, in welche Richtung der Spieler verschwunden ist. Wir haben keine Informationen. Der Verein hofft, dass der Spieler bald zurückkehren wird. Wir haben ein offizielles Schreiben an ihn gerichtet, in dem wir ihn auffordern, innerhalb von fünf Tagen an den Ort zurückzukehren, an dem sich die Mannschaft befindet. Sollte er nicht zurückkehren, wird der Vertrag aufgrund des Verschuldens des Spielers aufgelöst. Der Verein behält sich das Recht vor, von dem Spieler eine finanzielle Entschädigung zu verlangen. Wenn es Anzeichen einer geplanten Flucht gegeben hätte, wäre der Spieler in der Ukraine geblieben und hätte nicht am Jugend-Champions-League-Spiel teilgenommen."
Schachtjor Donezk, neben Dynamo Kiew der bekannteste und erfolgreichste der ukrainischen Fußballclubs, residierte traditionell in Donezk. Nach Beginn der von Kiew seit Frühjahr 2014 betriebenen militärischen Operation gegen den Donbass siedelte der Club in das westukrainische Lwow über, behielt jedoch den alten Namen. Der Club gehört dem Oligarchen Rinat Achmetow.
Alexander Rosputko wurde am 10. Juni 2004 in Gorlowka geboren. Er begann seine Karriere bei Schachtjor in der U9-Mannschaft und wurde ukrainischer Meister in verschiedenen Altersklassen. Er hat auch vier Spiele für die ukrainische U19-Nationalmannschaft absolviert. Als Nachwuchstalent spielte Rosputko vor allem im Juniorenteam des Vereins, war aber in der Saison 2022/2023 auch für das erste Team in der UEFA-Championsleague im Einsatz.
Mehr zum Thema - Ukrainischer Fußballklub fordert Schadenersatz von FIFA