Washington Post: Westliche Medien werden wegen Ukraine-Berichterstattung unter Druck gesetzt

Die Washington Post behauptet, dass US-Regierungsbeamte die Medien aufgefordert haben, die Konversation über Kiews stockende Gegenoffensive "ein wenig in Schwung zu bringen". Dies ziele darauf ab, in den kommenden Monaten einen drohenden Rückgang der öffentlichen Unterstützung für die Ukraine zu verhindern.

US-Beamte haben die Medien aufgefordert, die stockende Gegenoffensive der Ukraine in einem wohlwollenderen Licht darzustellen, berichtet die Washington Post (WP). Die US-Zeitung behauptete, die Bemühungen zielten darauf ab, einen zu befürchtenden Rückgang der öffentlichen Unterstützung der weiteren Militärhilfen für die Ukraine in den kommenden Monaten zu verhindern.

In einem Artikel vom Sonnabend behauptete die WP, dass "ukrainische und westliche Beamte sich in den letzten Wochen darauf konzentriert haben, die Geschichte neu zu gestalten", da Kiews Fortschritte bisher "nicht überzeugend" waren. Die Umsetzung der angeblichen neuen Strategie hat vermutlich mit der zunehmenden Kritik in einigen westlichen Ländern zu tun, mit der die Fortsetzung der Militärhilfe für Kiew infrage gestellt wird.

Während die westlichen Befürworter der Ukraine öffentlich eine gute Miene zum Scheitern der Gegenoffensive aufsetzen, sind sie nach Angaben der Medien zunehmend besorgt, dass der Konflikt eingefroren werden könnte, da die Streitkräfte Kiews nicht in der Lage sind, die russischen Verteidigungslinien zu durchbrechen.

Die Washington Post stellte nun fest, dass mehrere westliche Beamte bei ihren Pressegesprächen in letzter Zeit der Art und Weise, wie die Medien über die Fortschritte des ukrainischen Militärs berichten, ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit geschenkt haben. In einem von der Zeitung zitierten Beispiel forderte ein nicht namentlich genannter Beamter die Journalisten auf, "die Konversation ein wenig in Schwung zu bringen" und sich nicht zu sehr auf die täglichen Entwicklungen vor Ort zu konzentrieren, damit ihnen nicht das "Gesamtbild" entgehe.

Derselbe Beamte soll auch versucht haben, die öffentlichen Erwartungen zu dämpfen, indem er sagte, dass ein ukrainischer Sieg nicht zwangsläufig die Rückeroberung "aller Gebiete bis zum Datum X" bedeuten würde – obwohl der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij bekanntlich darauf besteht, dass dies das einzig akzeptable Szenario sei.

Ukrainische Beamte schränken unterdessen den Zugang von Journalisten zur Frontlinie ein und führen dafür Sicherheitsgründe an, berichtet die Washington Post weiter. Spezielle Beamte sorgen dafür, dass heikle Themen wie die Höhe der Verluste Kiews geheim gehalten werden.

Ende letzten Monats berichtete die New York Times, dass eine Verlangsamung der Gegenoffensive "mit großen Risiken für die Ukraine verbunden ist". Die Zeitung erklärte: "Wenn es unwahrscheinlich ist, dass große Teile des Landes zurückerobert werden können, könnte die Unterstützung des Westens schwinden, sei es aus Mangel an politischem Willen oder aus mangelnder Bereitschaft, mehr Waffen zu spenden."

In der Zwischenzeit könnten die ohnehin nur langsamen Fortschritte Kiews durch die herbstlichen Regenfälle in der Region noch weiter behindert werden, warnt die New York Times und fügte hinzu, dass solche ungünstigen Wetterbedingungen den Boden für  vom Westen gelieferte schwere Kampfpanzer und anderes Gerät nahezu unpassierbar machen würden.

Mehr zum Thema - Warum der Westen wegschaut, wenn der ukrainische Geheimdienst Journalisten und Aktivisten tötet