Am Sonnabend meldeten die Behörden vor Ort den Abschluss der organisierten Phase der Evakuierung von Armeniern aus der sich in der Auflösung befindenden Region Bergkarabach. Der letzte Buskonvoi unter dem Schutz der russischen Friedenstruppen habe die Hauptstadt Stepanakert verlassen. Eine spätere Evakuierung werde nur noch in Privatfahrzeugen möglich sein, hieß es. Offenbar sind nur noch wenige Tausend Armenier in der Region verblieben.
Nach Angaben der Sprecherin der armenischen Regierung, Naseli Baghdasarjan, sind seit dem 24. September 100.417 Menschen aus Karabach nach Armenien gezogen. Baghdasarjan sagte am Sonnabend:
"Bis jetzt sind 100.417 Menschen aus Bergkarabach in Armenien angekommen. Die Khakari-Brücke wurde von 21.043 Fahrzeugen überquert."
81.139 Menschen seien bereits als Flüchtlinge registriert, die Regierung hat 32.200 Vertriebenen eine vorübergehende Unterkunft zugewiesen.
Nach Angaben der armenischen Behörden lebten vor der jüngsten Zuspitzung 120.000 Menschen in Bergkarabach.
Der Berater des Präsidenten von Aserbaidschan, Hikmet Hajiew, erklärte am 22. September, dass die Integration der Armenier aus Karabach in das wirtschaftliche, politische und soziale Leben der Republik schwierig sein werde und man darauf vorbereitet sein sollte, dass einige diese Politik nicht akzeptieren und beschließen werden, das Land zu verlassen. Gleichzeitig hat Präsident Ilcham Alijew wiederholt erklärt, dass die Armenier aus Karabach die gleichen Rechte haben werden wie die Bürger des Landes.
Bergkarabach, das vor 35 Jahren seine Abspaltung von der Aserbaidschanischen SSR verkündete und nach dem bewaffneten Konflikt mit Aserbaidschan 1992–1994 viele Jahre lang als nicht anerkannte Republik existierte, kündigte an, dass es am 1. Januar 2024 aufhören werde zu existieren. Das ist die Folge der am 19. September gestarteten Offensive der aserbaidschanischen Armee in Karabach. Baku bezeichnete diese als "Anti-Terror-Maßnahmen mit lokalem Charakter zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung".
Jerewan betrachtete den Vorfall als Aggression gegen Karabach und betonte, dass sich in der Region keine armenischen Einheiten befinden.
Das russische Verteidigungsministerium rief die Konfliktparteien auf, das Feuer unverzüglich einzustellen und die Verhandlungen fortzusetzen. Das Militärministerium wies darauf hin, dass die Friedenstruppen die medizinische Versorgung der Verletzten und die Evakuierung der karabachischen Zivilbevölkerung aus den gefährlichsten Gebieten organisierten.
Einen Tag später einigten sich Baku und Stepanakert unter Vermittlung der russischen Friedenstruppen auf einen Waffenstillstand, der insbesondere die Entwaffnung der armenischen Verbände und den Abzug schweren Geräts aus Karabach vorsah.
Anschließend fanden mehrere Gesprächsrunden zwischen Vertretern der Karabach-Armenier und Baku über die Integration der Region in die Republik statt.
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