Am Freitag hat die norwegische Polizei einen Russen nahe der Grenze zu Russland festgenommen. Nach Angaben der Zeitung The Barents Observer handelt es sich dabei um Andrei Medwedew, der als Angehöriger des militärischen Privatunternehmens Gruppe Wagner im Ukraine-Konflikt gekämpft haben soll. Er habe versucht, die Grenze illegal zu übertreten, um zurück nach Russland zu gelangen. Die Festnahme habe sich in der Geistersiedlung Grense Jakobselv ereignet. Die Polizei bestätigte der Zeitung die Informationen, weigerte sich jedoch, den Namen oder die Staatsangehörigkeit des Mannes zu verraten. Es wird betont, dass die Festnahme ohne jegliche Zwischenfälle verlaufen sei. Der Festgenommene werde des Verstoßes gegen die Grenzkontrollvorschriften beschuldigt.
Der versuchte Grenzübertritt fand nur wenige Stunden nach einer kurzen Begegnung Medwedews mit einem Journalisten des Barents Observer in der Stadt Kirkenes statt. Der 27-jährige Ex-Wagner-Kämpfer erklärte damals, er wolle die Grenze überqueren und suche deswegen jemanden, der ihn mit dem Auto mitnehmen könnte. Seine Entscheidung bekräftigte Medwedew damit, dass er bald an die Ukraine ausgeliefert werden könnte. Ihm zufolge ist die Rückkehr nach Russland in diesem Fall eine sicherere Alternative. Wie der Mann nach Grense Jakobselv gekommen sei, bleibe unklar, da es in der unbewohnten Siedlung keinen Transport gebe.
Brynjulf Risnes, Medwedews Anwalt, kommentierte die Verhaftung gegenüber Reuters. Ihm zufolge hatte es ein Missverständnis gegeben, sein Klient habe nie die Absicht gehabt, die Grenze zu Russland zu überqueren. Reuters zitiert Risnes wie folgt:
"Er war dort, um zu sehen, ob er den Ort finden kann, an dem er im Januar nach Norwegen eingereist ist. Er wurde angehalten, als er in einem Taxi saß. Er war nie in der Nähe der Grenze. Es war nie seine Absicht, die Grenze nach Russland zu überqueren."
Medwedews Flucht aus Russland nach Norwegen Anfang 2023 hatte weltweit für Aufregung gesorgt. Ihm war es gelungen, in die schwer bewachte Grenzzone auf der Halbinsel Kola einzudringen und dann nach Norwegen zu kommen. Der Barents Observer erinnert daran, dass Medwedew um sein Leben gefürchtet und Asyl in dem europäischen Land beantragt hatte. Seitdem erklärte er der Zeitung bekannt zweimal, er plane keine Rückkehr nach Russland.
Mehr zum Thema – Verrat zugunsten Russlands: Frankreichs Justiz ermittelt gegen Offizier