In einem neuen Bericht weist der US-amerikanische Investigativjournalist Seymour Hersh darauf hin, dass der Krieg in der Ukraine an einem Wendepunkt angelangt sei. Laut Hersh gebe es in US-amerikanischen Geheimdienstkreisen, die sich auf Erfahrungsberichte und technische Erkenntnisse stützen, nicht wenige, die glauben, dass die demoralisierte ukrainische Armee die Zuversicht aufgegeben hat, die stark verminten dreistufigen russischen Verteidigungslinien überwinden zu können oder den Krieg gar auf die Krim oder in die vier nun zu Russland gehörenden Regionen zu tragen.
Die Realität sieht so aus, dass die angeschlagene Armee des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij keine Chance mehr auf einen Sieg hat. Ein Beamter, der Zugang zu aktuellen Geheimdienstinformationen hat, sagte Hersh dessen Artikel zufolge, dass der Krieg nur weitergeht, weil Selenskij darauf beharrt, dass er geführt werden müsse. Weder in seinem Hauptquartier noch im Weißen Haus gibt es daher Diskussionen über einen Waffenstillstand und derzeit "kein Interesse an Gesprächen, die zu einem Ende des Gemetzels führen könnten".
In Bezug auf Behauptungen über schrittweise Fortschritte bei der ukrainischen Offensive, die schwindelerregende Verluste erlitten hatte, während sie in einigen verstreuten Gebieten an Boden gewonnen hätte, den das ukrainische Militär in Metern pro Woche misst, sagte der Beamte:
"Das sind alles Lügen."
In den ersten Tagen der Juni-Offensive habe es zwar einige frühe ukrainische Vorstöße gegeben. Nach wochenlangen hohen Verlusten und geringen Fortschritten sowie schrecklichen Verlusten an Panzern und gepanzerten Fahrzeugen hätten große Teile der ukrainischen Armee die Offensive allerdings praktisch abgebrochen, ohne dies zu verkünden, sagte der Geheimdienstler. "Die beiden Dörfer, die die ukrainische Armee kürzlich für sich beansprucht hat, sind so winzig, dass sie nicht zwischen zwei Burma-Shave-Schilder passen" – eine Anspielung auf die dichte Platzierung zahlloser Rasiercreme-Reklametafeln an US-amerikanischen Highways nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der Geheimdienstmitarbeiter, mit dem Hersh sprach, erklärte auch, dass er den Intellekt des russischen Präsidenten Wladimir Putin schätze, er halte aber nicht viel von dessen Entscheidung, in den Krieg gegen die Ukraine zu ziehen. Allerdings erklärte er gegenüber Hersh auch:
"Der Krieg ist vorbei. Russland hat gewonnen. Es gibt keine ukrainische Offensive mehr, aber das Weiße Haus und die amerikanischen Medien müssen die Lüge aufrechterhalten. Die Wahrheit ist, dass die ukrainische Armee meutern würde, wenn man ihr befehlen würde, die Offensive fortzusetzen. Die Soldaten sind nicht mehr bereit, zu sterben, aber das passt nicht zu dem Blödsinn, den das Weiße Haus unter [dem US-Präsidenten Joe] Biden verzapft."
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