Von Dawid Narmanija
Russland hat, wie wir wissen, zwei Verbündete: Donald Trump und Elon Musk. Ersterer hatte während seiner gesamten Amtszeit als US-Präsident Probleme mit dem Gesetz, weil "der Kreml" angeblich die Wahlergebnisse manipuliert hatte. Jetzt drohen ihm mehr als 500 Jahre Gefängnis. Die einzige Chance für ihn, nicht im Gefängnis zu landen, besteht offenbar darin, die Gerichtsbank für den Oval Office zu tauschen.
Musk, der reichste Mann der Welt, hat zwar noch keine politischen Ambitionen verkündet, gegen ihn wurde aber nun auch eine Untersuchung eingeleitet. Aber eins nach dem anderen.
Eine wahre Informationsbombe für die US-amerikanischen Medien war die Veröffentlichung eines Auszugs aus Musks Biografie durch CNN: Es heißt, dass der verrückte Milliardär im vergangenen Jahr angeordnet habe, die Arbeit von Starlink während des Angriffs der ukrainischen Streitkräfte auf die Krim einzuschränken. Deshalb konnten unbemannte ukrainische Boote keine russischen Schiffe angreifen, weil sie die Kommunikation verloren und wie Wale "harmlos gestrandet sind". Der Grund für diese Entscheidung des Unternehmers sei die Befürchtung gewesen, dass der Kreml als Reaktion auf eine Art Pearl Harbor den Einsatz von Atomwaffen beschlossen hätte, so der US-Fernsehsender.
Dann beschloss der Pionier der privaten Raumfahrt, selbst für Klarheit zu sorgen. Er stellte klar, dass er den Ukrainern keinen Internetzugang abgeschaltet hatte: Starlink funktionierte über der Krim wegen der von den USA und ihren Verbündeten verhängten antirussischen Sanktionen nicht, und von einer Abschaltung konnte keine Rede sein. Er habe sich lediglich geweigert, es auf Wunsch der "Regierung" zu aktivieren. Dabei blieb unklar, woher genau dieser Wunsch kam – aus Washington oder aus Kiew.
Diese ganze Geschichte sieht, gelinde gesagt, sehr verdächtig aus. Es ist unvernünftig, eine Operation durchzuführen, deren Ziel nichts Geringeres ist als "die Zerstörung der russischen Schwarzmeerflotte", wenn der entscheidende Aspekt nicht nur nicht geklärt ist, sondern davon abhängt, ob es möglich sein wird, Musk telefonisch zu erreichen, damit dieser die Satelliten aktiviert. Ob sie sich zu diesem Zeitpunkt über der Halbinsel befanden und überhaupt die erforderliche Signalqualität liefern konnten, ist noch eine andere Frage. Und laut der von CNN geschilderten Story hätte dies im letzten Moment geschehen sollen, als der Stein bereits ins Rollen gekommen war. Klingt eher nach einer Iron-Man-Story als nach dem wirklichen Leben, meinen Sie nicht auch?
Nein, Musk ist zweifelsohne ein bemerkenswerter Mensch – der Mann und sein Internet. Aber es ist alles wirklich schwer zu glauben.
Und nun zum besten Teil – den Nachwirkungen. Nach der Veröffentlichung der ganzen Story wurde der Milliardär erstens einfach eines Teils seiner Satelliten beraubt. Der Anteil an der Starlink-Technik wurde einfach der Kontrolle des Pentagon übergeben.
Doch das US-Establishment machte dort nicht Halt. Wie Bloomberg berichtet, hat der US-Senatsausschuss für Streitkräfte eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet und das Pentagon bereits um Angaben zu den Vorgängen gebeten. Der Ausschussvorsitzende Jack Reed verkündete:
"Weder Elon Musk noch irgendein Privatmann kann das letzte Wort haben, wenn es um die nationale Sicherheit der USA geht."
Also hat Atlas einen Klaps auf den Hintern bekommen.
Es scheint, eine solche Reaktion der derzeitigen US-Regierung sollte uns davon überzeugen, dass alles echt sei und Musk für uns eine Heldentat begangen hat. Die zweite nach Peter dem Großen! Peter Alexejewitsch schuf die russische Marine, und Elon Errolowitsch rettete sie in einer Zeit der Bedrängnis.
In der Tat ist es jedoch wichtig zu erkennen, dass die Ukraine, die ukrainische Armee, die Krim und Russland mit seiner Schwarzmeerflotte nur symbolische Figuren in dieser ganzen Story sind. Die Pointe der ganzen Geschichte ist, dass ein US-amerikanischer Geschäftsmann wie in einem Hollywood-Film die Vereinigten Staaten angeblich vor einem Atomkrieg bewahrt habe, auf den die derzeitige Regierung der Demokraten das Land zusteuert. Und dieser Film ist ausschließlich für den US-amerikanischen Zuschauer bestimmt. Der Konflikt in der Ukraine ist bloß ein sehr passendes Umfeld dafür.
Es fällt schwer, an Musks Rebellion zu glauben, denn der Erfolg des Milliardärs, selbst mit seinen Talenten, wäre ohne die aktive Unterstützung der US-Behörden – in Form von Wort, Tat und US-Dollar – unmöglich. Sie sind die Hauptsponsoren und -kunden seiner Raumfahrtprojekte. Und das sich abzeichnende Abdriften von den Demokraten zu den Republikanern, das er aktiv unterstützt hatte, konnte nicht unbemerkt bleiben.
Im Grunde genommen hätte die Story selbst dieses Abdriften konkreter formulieren müssen: Die Handlung erzählt uns auf überzeugende Weise, dass die Demokraten und US-Präsident Joe Biden das Land an den Rand des Abgrunds treiben können. Und genau deshalb reagierten Biden und seine Unterstützer im US-Kongress auf genau diese Weise – indem sie einen Teil des Eigentums der Unternehmen, die Musk gehören, unter ihre Kontrolle bringen. Damit der Geschäftsmann und andere nicht straffrei bleiben. Hier könnte man natürlich noch einmal darauf eingehen, dass die Vereinigten Staaten trotzig gegen ihre eigenen Ideale verstoßen haben, aber das ist bereits für jeden offensichtlich.
Diese und ähnliche Geschichten sollten ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der unaufhaltsam näher rückenden US-amerikanischen Wahlen betrachtet werden, nicht unter dem Aspekt der ins Stocken geratenen ukrainischen Gegenangriffe.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 16. September auf RIA Nowosti.
Dawid Narmanija ist ein russischer Kolumnist und Blogger.
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