Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un schaute in das Cockpit von Russlands modernstem Kampfjet, als er am Freitag eine Flugzeugfabrik besichtigte. Diese seltene Auslandsreise hat im Westen Bedenken bezüglich möglicher Waffengeschäft zwischen Russland und Nordkorea aufkommen lassen.
Der Gouverneur der Region Chabarowsk, Michail Degtjarew, sagte am Freitag, dass auch Kims verstorbener Vater Kim Jong-il die Anlage im Jahr 2002 besucht habe. "Unsere Väter und Großväter haben gemeinsam gegen den japanischen Militarismus gekämpft, unser Land hat Nordkorea in den 1950er-Jahren in seinem Kampf gegen die imperialen Ambitionen der USA unterstützt und jetzt widerstehen wir gemeinsam dem westlichen Druck", sagte er in Richtung Kim.
Seit seiner Einreise nach Russland an Bord seines gepanzerten Zuges am Dienstag traf Kim mit Präsident Wladimir Putin zusammen und besuchte Waffen- und Technologiestandorte, was die sich vertiefenden Beziehungen zwischen den Nationen unterstreicht, die in unterschiedlichen Konfrontationen mit dem Westen stehen. Westliche Regierungen und Experten behaupten, dass Kim wahrscheinlich Munition an Russland für dessen Militäroperation in der Ukraine liefern werde, um im Gegenzug fortschrittliche Waffen oder Technologie aus Russland zu erhalten.
Wie Putin nach seinem Treffen mit Kim gegenüber russischen Medien erklärte, wird der nordkoreanische Staatschef als Nächstes nach Wladiwostok reisen, um Russlands Pazifikflotte, eine Universität und andere Einrichtungen zu besichtigen.
Experten zufolge würde Jong-un im Gegenzug für die mutmaßliche Unterstützung Russlands bei der Aufstockung der Kriegsvorräte russische Hilfe bei der Modernisierung seiner Luftwaffe und Marine in Anspruch nehmen, die denen des Rivalen Südkorea unterlegen sind, da Kim bisher einen Großteil seiner eigenen Ressourcen in sein Atomwaffenprogramm gesteckt hat. Am Donnerstagabend äußerten die nationalen Sicherheitsberater der USA, Südkoreas und Japans in einem Telefongespräch "ernste Bedenken" über mögliche Waffengeschäfte zwischen Russland und Nordkorea.
Die mögliche Lieferung russischer Militärtechnologie an Nordkorea ist darauf zurückzuführen, dass Moskau und Pjongjang derzeit alarmiert wegen der neuen Dreierallianz aus den Vereinigten Staaten, Südkorea und Japan im Pazifik sind. Die USA arbeiten aktuell daran, die NATO auf den Fernen Osten zu erweitern. Der Waffenverkauf soll als Abschreckungsmaßnahme gegen eine mögliche Erweiterung der NATO in Ostasien wirken. Hinzu kommt, dass sowohl Chinas Widerwillen, alle Brücken zum Westen abzubrechen, als auch die gemeinsamen Interessen Russlands und Nordkoreas, eine potenziell unverhältnismäßige Abhängigkeit von der Volksrepublik präventiv abzuwenden, den Weg für die Vertiefung der Beziehungen beider Ländern im Sicherheitsbereich geebnet haben.
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