Am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok hat die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, Japan wiederholt dafür kritisiert, dass das Nachbarland das mit Tritium belastete Kühlwasser aus der Atomruine Fukushima ins Meer einleitet. Die Diplomatin bemängelte, dass die Handlungen der japanischen Behörden jegliche Transparenz vermissen ließen, dabei habe Moskau Tokio nachdrücklich zur Offenheit in dieser heiklen Angelegenheit aufgerufen.
"Wir sehen endlose Erklärungen und allerlei Werbetricks mit Frühstücken oder Mittagessen aus Fischen, die anscheinend unmittelbar in diesem verklappten Wasser gefangen worden sind."
Russland sehe jedoch keine wissenschaftlich unterstützte, offene Zusammenarbeit mit den besorgten Ländern, weil Japan diese Arbeit gar nicht leiste. Moskau rechne damit, dass Tokio bei Bedarf ausländischen Experten Zugang zu den Orten, an denen das Fukushima-Wasser in den Ozean eingeleitet werde, gewähren werde, um eine Überwachung der radiologischen Situation zu ermöglichen.
"Wir gehen davon aus, dass Japan unbedingt ausführliche Erklärungen in Bezug auf alle Aspekte geben muss, für die sich andere Länder, darunter auch unser Land, interessieren."
Sacharowa hob hervor, dass Russland nicht das einzige Land sei, dass sich wegen der Verklappung des radioaktiv belasteten Wassers im Pazifik besorgt zeige. Auch China und Südkorea hätten große Bedenken. Das Wichtigste sei aber, dass auch die japanische Bevölkerung dagegen protestiere.
Zuvor hatte das Außenministerium in Peking den Plan der japanischen Behörden als "äußerst egoistisch und verantwortungslos" bezeichnet. Tokio stelle langfristig seine Interessen über den Wohlstand der Menschheit, da die Verklappung im Pazifik das Risiko einer radioaktiven Verseuchung der restlichen Welt erhöhe. Das Fukushima-Wasser sollte hingegen verantwortungsvoll und unter strenger internationaler Aufsicht entsorgt werden.
Am 24. August hatte der AKW-Betreiber TEPCO begonnen, das Kühlwasser aus der Atomruine ins Meer einzuleiten. Eine Woche später wurde Tritium in Proben nachgewiesen, die in einem Umkreis von drei Kilometern vom AKW entnommen worden waren. Nach Angaben des Fernsehsenders NHK handelte es sich aber um einen kaum wahrnehmbaren Gehalt.
Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi war im Jahr 1971 in Betrieb genommen worden. Mit seinen sechs Reaktorblöcken war es eines der leistungsstärksten im Land. Im März 2011 führten ein extrem starkes Erdbeben und ein gewaltiger Tsunami zu Ausfällen an den Sicherheitssystemen des AKW und zur Kernschmelze, sodass radioaktive Stoffe freigesetzt wurden.
Die abgeschalteten Reaktoren, die spätestens bis zum Jahr 2040 rückgebaut werden sollen, müssen weiter mit Wasser gekühlt werden, das in Tanks gelagert wird. Der Platz zur Lagerung des Kühlwassers auf dem Gelände der Atomruine wird jedoch nach Angaben der japanischen Regierung knapp, was auch die Arbeiten zur Stilllegung behindert. Vor der Verklappung im Pazifik wird das radioaktiv belastete Kühlwasser zwar aufbereitet, aber das Filtersystem kann das radioaktive Isotop Tritium nicht herausfiltern. Der AKW-Betreiber TEPCO verdünnt nach eigenen Angaben das Wasser so weit, dass die Tritium-Konzentration auf den zugelassenen Wert sinkt. Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) hat dem Plan zugestimmt und befunden, dass die Folgen für Mensch und Umwelt vernachlässigbar seien.
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