Die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe haben sich darauf geeinigt, der Afrikanischen Union (AU) eine ständige Mitgliedschaft in der Organisation zu gewähren, wie mehrere Medien im Vorfeld des Gipfels, der diese Woche in Neu-Delhi stattfindet, berichten. Der Block aus 55 afrikanischen Ländern, der derzeit einen Beobachterstatus bei den G20 innehat, erhielte durch den Schritt den gleichen Status wie die Europäische Union (EU).
Südafrika ist derzeit das einzige ständige G20-Mitglied, das den Kontinent vertritt. Ägypten und Mauritius haben Beobachterstatus. Der indische Ministerpräsident Narendra Modi, dessen Land derzeit den G20-Vorsitz innehat, hatte die anderen Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe bereits im Juni in einem Brief aufgefordert, die AU aufzunehmen. In dem Dokument heißt es nach Medienberichten:
"Dies wäre ein richtiger Schritt auf dem Weg zu einer gerechten, fairen, inklusiveren und repräsentativeren globalen Architektur und Regierungsführung. Der Ministerpräsident glaubt fest daran, dass die Länder des Globalen Südens, insbesondere die afrikanischen Länder, auf internationalen Plattformen eine größere Stimme haben sollten."
Der bevorstehende Beitritt der AU wurde von der indischen Zeitung The Times of India, der Nachrichtenagentur Bloomberg und der russischen Tageszeitung Vedomosti bestätigt. Letztere zitierte die russische G20-Diplomatin Swetlana Lukasch als Quelle. Sie wies darauf hin, dass Moskau zu den ersten gehörte, die die AU-Mitgliedschaft unterstützten, nachdem diese im vergangenen Jahr vom senegalesischen Präsidenten Macky Sall, der damals auch den Vorsitz der Afrikanischen Union innehatte, formell vorgeschlagen worden war.
Sall argumentierte Anfang des Jahres, dass die G20 durch die Aufnahme der AU in ihre Reihen eine große "Ungerechtigkeit" wiedergutmachen würden. Die AU stehe an achter Stelle in der Welt, was das Bruttoinlandsprodukt angeht, sagte er auf einer Wirtschaftsveranstaltung in Frankreich.
Bloomberg zufolge beabsichtigen die USA und ihre europäischen Verbündeten, den für dieses Wochenende geplanten G20-Gipfel in Indien zu nutzen, um Länder zu umwerben, die gute Beziehungen zu Moskau und Peking unterhalten. Insbesondere die EU-Europäer sehen in ihrer Unterstützung für die Bewerbung der Afrikanischen Union eine Möglichkeit, sich bei den Nationen des Kontinents Gehör zu verschaffen, zumal sowohl der russische Präsident Wladimir Putin als auch der chinesische Präsident Xi Jinping nicht persönlich anwesend sein werden.
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