Entlang der gesamten Frontlinie des Ukraine-Krieges scheint sich eine Flaute eingestellt zu haben, stellt Juri Podoljaka in seiner Analyse-Ausgabe zum ersten Septembertag 2023 fest. Je nach Frontabschnitt hat das jeweils unterschiedliche Gründe:
Ganz im Norden, am Abschnitt Charkow-Swatowo, fährt Russlands Militär weiterhin die bewährte Taktik, wonach mehrere Tage lang intensive Artillerievorbereitung und Luftangriffe gegen Ziele im nahen Hinterland und die vordersten Stellungen der ukrainischen Armee geführt werden – gefolgt von einer Phase, in der die russische Infanterie den Ukrainern die besagten vordersten Stellungen abringt. Nach der jüngsten solchen Sturmphase vor ein paar Tagen sind vom Raum Kupjansk bis hinab zum Raum Swatowo im Süden nur Russlands Artillerie und Luftwaffe aktiv.
Allerdings ist nach mittelbaren Indizien demnächst wieder die nächste Sturmphase zu erwarten.
Am Frontabschnitt Saporoschje ganz im Süden ist Kiews Militär derweil in der Neugruppierung und Verlegung von Einheiten vor allem an den Brennpunkt Rabotino im Raum Orechow begriffen. Russland seinerseits rotiert Personal und fährt Munition heran. Im Raum Orechow wie Welikaja Nowosjolka versuchten sich russische Einheiten zudem an Gegenangriffen – bei Welikaja Nowosjolka konnten sie damit einige kurz zuvor aufgegebene Stellungen vom Gegner befreien.
Bei Artjomowsk am Frontabschnitt Donbass schließlich haben die russischen Truppen gänzlich die Initiative übernommen und ringen den ukrainischen Einheiten nach und nach Stellungen ab, die diese seit Juli dieses Jahres besetzen konnten. Der Grund sei darin zu vermuten, dass das ukrainische Militär an diesem Frontabschnitt nun endgültig außer Atem ist, so der Journalist.
Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger und Journalist aus Sumy, dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf, dafür vermittelt er anhand von Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.
An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten. Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an. Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.
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