Der EU-Militärausschuss zeigt sich skeptisch, ob die Ukraine alle "von Russland besetzten Gebiete befreien kann". Der Vorsitzende des Ausschusses, der Österreicher Robert Brieger, sagte am Donnerstag gegenüber der Welt:
"Es bleibt fraglich, ob die volle Souveränität der Ukraine mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wiederhergestellt werden kann."
Die seit Juni laufende Gegenoffensive der Ukraine habe noch keinen Raum gewonnen. Brieger weiter:
"Ich wäre auch vorsichtig, einen Durchbruch der ukrainischen Streitkräfte durch die russischen Verteidigungslinien zu erwarten. Die Zahl der Brigaden, die Kiew bei der Offensive zur Verfügung stehen, ist überschaubar. Andererseits hatte Russland über Monate Zeit, dicht gestaffelte und gut abgesicherte Verteidigungslinien aufzubauen."
Der Ausschuss ist das höchste militärische Gremium der EU, ihm gehören die Generalstabschefs der 27 Mitgliedsstaaten an. Der ehemalige österreichische Generalstabschef Brieger steht dem Ausschuss seit Mai des Vorjahres vor. Der Vier-Sterne-General fügte gegenüber der Welt hinzu:
"Es bleibt ein Abnutzungskrieg, der derzeit keinen Sieger erkennen lässt. Dass dieser Krieg durch einen militärischen Erfolg der Ukraine beendet wird, wäre wünschenswert, ist aber nicht prognostizierbar."
Brieger geht weiter davon aus, "dass Russland den Krieg in der Ukraine noch über einen sehr langen Zeitraum weiterführen kann". Die militärischen Fähigkeiten Moskaus seien durch die Sanktionen des Westens nicht wesentlich beeinträchtigt worden.
Hinzu kommt laut dem Ausschuss-Präsidenten, "dass Russland über eine sehr große Masse an Waffen und ein gewaltiges Reservoir an potenziellen Einsatzkräften verfügt. In diesen Punkten ist Russland der Ukraine deutlich überlegen".
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