Russischer Ex-Minister beantragt Asyl in den USA und arbeitet dort als Fernfahrer

Ein ehemaliger Minister aus Russland ist vergangenes Jahr in die USA ausgewandert und hat dort politisches Asyl beantragt. Sein neuer Wohnsitz ist jetzt per Zufall publik geworden.

Denis Scharonow, ehemaliger Minister für Landwirtschaft in der Republik Komi, ist vergangenen Oktober in die USA ausgewandert, nachdem er in Russland im Rahmen der Mobilmachung eine Vorladung vom Militärkommissar erhalten hatte. 

Journalisten sind auf den ehemaligen Politiker auf dem Youtube-Kanal "We are new Americans" (Wir sind neue Amerikaner) aufmerksam geworden. Ein Mann sagt dort in einem Video, er sei 48 Jahre alt, Minister in Russland gewesen und derzeit in den USA als Fernfahrer tätig. Er habe vor vielen Jahren in den USA studiert und sehe seinen aktuellen Job nicht negativ. Zwar nennt er in dem Video nicht seinen Namen, doch mithilfe der Gesichtserkennung haben Journalisten herausgefunden, dass es sich bei dieser Person um Scharonow handelt.

Der ehemalige Beamte bestätigte später gegenüber der Nachrichtenwebseite RTVI, dass er tatsächlich in dem Video zu sehen ist. Er sagte, dass er nach Beginn der Mobilmachung in Russland eine Vorladung erhalten und beschlossen habe, in die Vereinigten Staaten auszureisen.

Scharonow wurde im Dezember 2020 Landwirtschaftsminister der Republik Komi. Im Januar 2022 wurde er von seinem Posten entlassen – wegen eines Konflikts mit dem Chef der Republik Komi, so Scharonow. Nach seiner Entlassung habe er "Signale erhalten", dass es für ihn nicht sicher sei, in Russland zu bleiben. "Mir wurde klar, dass dies ein Signal der Republik war, in der ich arbeitete. Das ist einfach eine Möglichkeit, unerwünschte Menschen loszuwerden", mutmaßte er. "Ich habe mein ganzes Leben in Russland gelebt, meine Heimat geliebt. Aber am Ende entwickelten sich die Umstände so, dass ich schnellstens verschwinden musste", sagte Scharonow. "Mir blieb nichts anderes übrig, als das Land zu verlassen", so der Ex-Beamte.

In der Vergangenheit sei er nach eigenen Angaben zweimal im Zusammenhang mit Wirtschaftsverbrechen angeklagt worden, beide Male wurde er jedoch vom Gericht rehabilitiert. Er selbst bezeichnete beide Fälle als "illegal" und "erfunden".

Laut RTVI hat Scharonow nun politisches Asyl beantragt und arbeitet inzwischen als LKW-Fahrer. In Bezug auf seine Zukunftspläne sagte er:

"Mir ist klar, dass die Arbeit, die ich jetzt mache – als LKW-Fahrer – kein Langzeitjob ist. Aber man muss irgendwo anfangen. Und der Beruf des LKW-Fahrers ist in den USA einer der am weitesten verbreiteten. Später hängt alles davon ab, wie meine Legalisierung hier verläuft: Natürlich möchte ich weiterhin in der Landwirtschaft arbeiten, ich habe viel Erfahrung und Wissen gesammelt, meine Sprachkenntnisse sind auch in Ordnung."

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