Sam Bankman-Fried, von US-Medien auch als SBF bezeichnet, Gründer der zusammengebrochenen Kryptowährungsbörse FTX, wurde bereits am Freitag vergangener Woche in ein Gefängnis überführt, nachdem ein Bundesrichter in New York seine millionenschwere Kaution widerrufen hatte. SBF wird vorgeworfen, versucht zu haben, aktiv Zeugen zu beeinflussen, die bereit sind, in einem mit Spannung erwarteten Prozess im Oktober dieses Jahres gegen ihn auszusagen. Die Anklageschrift erweiterte zudem die massiven Vorwürfe gegen SBF um die Anschuldigung, vorsätzlich gestohlene FTX-Kundengelder für politische Einflussnahme missbraucht zu haben.
Die Kaution für seinen Arrest belief sich auf beispiellose 250 Millionen Dollar. Bankman-Fried lebte seit Dezember 2022 in Palo Alto, Kalifornien, unter mehr als erträglichen Bedingungen im Hause seiner Eltern. Nach der jüngsten Aufhebung des Hausarrests durch einen New Yorker Richter, wurde SBF im Anschluss umgehend in das Metropolitan Detention Center-Gefängnis in Brooklyn überführt.
Die New York Times (NYT) berichtete in einem Artikel (Bezahlschranke), dass die Staatsanwaltschaft bei der Anhörung am Freitag letzter Woche argumentiert hatte, dass Bankman-Fried "zweimal versucht habe, Zeugen seinen Fall betreffend zu beeinflussen, unter anderem durch die Weitergabe von Dokumenten an Reporter". Der Richter wird mit den Worten zitiert:
"Er hat immer wieder gegen die Vorschriften verstoßen, und ich werde die Kaution aufheben."
Laut dem US-Sender CNN wirft die Staatsanwaltschaft Bankman-Fried explizit vor, "eine Reihe von Verstößen begangen zu haben, darunter die Kontaktaufnahme mit potenziellen Zeugen gegen ihn, die Nutzung eines virtuellen privaten Netzwerks zur Umgehung der Überwachung und Gespräche mit einem Reporter über die ehemalige FTX-Geschäftsführerin Caroline Ellison".
Erweiterte Vorwürfe gegen den ehemaligen Milliardär unterstellen ihm laut Anklageschrift in einem neuen Punkt, dass laut US-Bundesanwaltschaft Wahlkampfspenden mit gestohlenen Kundengeldern von SBF manipulierend eingesetzt wurden. Bankman-Fried habe dabei mehr als 100 Millionen Dollar von seinen Kunden gesetzeswidrig umgeleitet, um Kandidaten vor den US-Zwischenwahlen 2022 zu unterstützen. Dabei wurden demokratische, wie auch republikanische Kandidaten bedacht.
In der Anklageschrift wird nun behauptet, Bankman-Fried habe mutwillig die Tatsache verheimlicht, dass FTX-Kundeneinlagen eine Quelle seiner Spenden waren, indem er angeordnet habe, dass größere Summen von der FTX-Schwesterfirma Alameda auf die persönlichen Bankkonten von FTX-Führungskräften überwiesen wurden. Von SBF autorisierte Angestellte haben dann Spenden in ihrem eigenen Namen geleistet und "umgingen so die Beschränkungen für bestimmte Arten von politischen Spenden, maximierten so den politischen Einfluss von FTX", so US-Medien darlegend.
Die aktualisierte Anklageschrift wirft dem 31-Jährigen vor, zwei FTX-Führungskräfte explizit angewiesen zu haben, die Herkunft der Gelder zu verschleiern und Spendengrenzen zu umgehen, indem sie sowohl an Demokraten als auch an Republikaner spendeten.
Die Anklageschrift basiert zu einem großen Teil auf Aussagen von Bankman-Frieds Vertrauten, wie die seiner ehemaligen Lebensgefährtin Caroline Ellison, sowie Chat-Unterhaltungen, Finanzunterlagen und anderen Dokumenten.
Bankman-Frieds persönliches Vermögen wurde nach dem Zusammenbruch seines Krypto-Imperiums auf 26 Milliarden Dollar geschätzt. Zudem galt er als einer der größten Spender im politischen Washington.
FTX wurde durch den damaligen Höhenflug eines Marktes für virtuelle Währungen zu einem der führenden Unternehmen der Branche, bevor es nach einem Ansturm auf die Einlagen im letzten Herbst Konkurs anmeldete. Innerhalb weniger Wochen wurde Bankman-Fried "vom Titan der Branche, der von Politikern und Prominenten umworben wurde, zu einem Angeklagten, dem nun eine jahrzehntelange Haftstrafe droht", so die NYT resümierend.
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