Die neue Regierung in Niger hat den französischen Streitkräften vorgeworfen, sie hätten gefangene "Terroristen" freigelassen sowie gegen das Flugverbot über dem Land verstoßen, um Niger zu destabilisieren. Die Putschisten hatten am Sonntag den nigrischen Luftraum geschlossen und vor einer ausländischen Intervention gewarnt.
In einer Videoansprache am Mittwoch erklärte der Sprecher der Putschisten, Oberst Amadou Abdramane, Frankreich habe 16 "terroristische Elemente" freigelassen, die sich daraufhin versammelt hätten, um einen Angriff auf nigrische Militärstellungen in den Grenzgebieten zu planen. Der General teilte mit, dass eine Einheit der Nationalgarde am Mittwoch in Bourkou Bourkou angegriffen worden sei.
Die Meldung der nigrischen Militärjunta erfolgte wenige Stunde, nachdem ein ehemaliger Rebellenführer und Politiker in Niger eine Bewegung ins Leben gerufen hatte, die sich gegen die am 26. Juli durch einen Staatsstreich an die Macht gekommene Militärregierung wendet. Dies sei ein erstes Anzeichen für "internen Widerstand" gegen die Armee in dem strategisch wichtigen Sahelland, berichteten westliche Medien und priesen die Erklärung der Rebellen.
Oberst Abdramane gab außerdem bekannt, dass ein französisches Militärflugzeug gegen das Flugverbot über dem Land verstoßen habe. "Wir sind Zeugen eines echten Plans zur Destabilisierung unseres Landes, der von den französischen Streitkräften inszeniert wird", sagte der Sprecher.
Frankreichs Ministerium für Europa und Auswärtige Angelegenheiten wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, die Flugbewegungen seien Teil einer früheren Vereinbarung mit den nigrischen Streitkräften, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.
Die in Niger stationierten französischen Truppen seien auf Ersuchen der "legitimen Regierung" dort. "Es hat kein Angriff auf ein nigrisches Lager stattgefunden", so das Außenministerium in einer Erklärung. Ein französischer Regierungsvertreter sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass zudem "kein Terrorist von französischen Truppen befreit wurde."
Dieses neuerliche Zerwürfnis zwischen Niger und Frankreich fällt in eine Zeit, wo die diplomatischen Bemühungen um die Wiedereinsetzung des pro-westlichen abgesetzten Präsidenten ins Stocken geraten sind. Die Militärregierung verweigerte am Mittwoch Vertretern der Afrikanischen Union, der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) und der UNO die Einreise zum Zwecke weiterer Verhandlungen.
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