Von Wladimir Kornilow
Der Russisch-Afrikanische Gipfel ist beendet. Es gibt nichts Verwunderliches daran, dass eine derart große Veranstaltung in der russischen Presse und in den afrikanischen Medien ausführlich behandelt wurde. Am meisten verwunderte daher die Welle an Publikationen, mit denen die westlichen Medien diesen Gipfel begleiteten. Es entstand der Eindruck, dass in den vergangenen Tagen die eigenen Probleme des Westens vor dem Hintergrund des Gipfeltreffens in Sankt-Petersburg in den Hintergrund traten.
Sicher hatten wir erwartet, dass die dortigen Medien versuchen würden, den Gipfel anzuschwärzen. Doch dass er die Titelseiten von Leitzeitungen tagelang nicht verlassen sollte, war dann doch eine gewisse Überraschung. Besonders amüsant war, wie diese Publikationen ständig versuchten, die Bedeutung der Veranstaltung und ihrer Teilnehmer kleinzureden. Ganze Doppelseiten wurden Analysen der Zusammensetzung der Teilnehmer gewidmet. Die Zahl der afrikanischen Staatschefs, die nach Sankt-Petersburg reisten, wurde akribisch nachgezählt, um zu beweisen, dass es dort nicht genug von ihnen gab. Kaum jemand hat je so etwas bei der Berichterstattung über ähnliche Veranstaltungen getan, an denen die USA oder die EU teilgenommen haben.
Amüsant ist das deshalb, weil sich die Redakteure der westlichen Presse eine ganz logische Frage gar nicht erst stellten: Wenn der Russisch-Afrikanische Gipfel so unbedeutend und nicht repräsentativ war, warum erhielt er mehr Beachtung als etwa das "schicksalhafte" Treffen zwischen dem US-Präsidenten und der italienischen Ministerpräsidentin, das zur gleichen Zeit stattfand? Aus irgendeinem Grund nahmen Fotos aus Sankt-Petersburg und nicht aus dem Weißen Haus den Platz auf den Titelseiten ein.
Die britische Zeitung The Times widmete einen sehr umfangreichen Artikel der vermeintlichen Tatsache, dass die afrikanischen Staatschefs das Gipfeltreffen angeblich "ignorierten" und illustrierte dies mit Fotos von eben jenen Staatschefs in Russland. Doch auch wenn die Zeitung die Anwesenheit dieser Menschen in Sankt-Petersburg anerkannte, versuchte sie, gegen jeden einzelnen von ihnen zu sticheln. So gefiel es dem Blatt nicht, dass "der greise Diktator von Uganda", Yoweri Museveni, nach Russland gekommen war. Es fällt schwer, sich zu erinnern, ob diese Zeitung jemals Artikel über Bidens Reisen mit dem Adjektiv "greis" begleitet hat, obwohl er älter als Ugandas Präsident ist. Als sich der besagte Museveni mit dem US-Präsidenten traf, wurde er aus irgendeinem Grund auch nicht als "Diktator" bezeichnet. Möglicherweise ist es eine Besonderheit des russischen Bodens – sobald ihn ein Afrikaner betritt, verwandelt er sich augenblicklich in einen "Greis" und einen "Diktator".
Und zu welch primitiven Fakes und Manipulationen griffen die westlichen Medien, um den Gipfel zu diskreditieren! Man nehme beispielsweise die Publikation der Zeitung Financial Times. Sie ist scheinbar der russischen Veranstaltung gewidmet, und in einem separaten Absatz, um es bemerkbarer zu machen, wird dort der kenianische Präsident William Ruto zitiert:
"Wir alle werden durch Erpressung gezwungen, zu einem Treffen zu gehen, das keine bedeutenden Ergebnisse hat."
In dem Artikel selbst wird richtig erklärt, dass Ruto diese Aussage im Mai gemacht und sich dabei eher auf den damaligen US-Afrika-Gipfel bezogen hatte. Doch visuell wird den Lesern suggeriert, er beziehe sich auf den Gipfel in Russland.
Zu noch erbärmlicheren Manipulationen greifen die westlichen Medien bei der Berichterstattung über Positionen afrikanischer Staatschefs in Bezug auf den Krieg in der Ukraine und das Getreideabkommen. Nachdem die westliche Propaganda versucht hat, das Publikum zu überzeugen, dass ausschließlich "Russlands Marionetten" nach Sankt-Petersburg gekommen seien, macht sie sich auch schon daran, zu beweisen, dass Afrika Russland etwas "diktiert" habe.
Es lassen sich viele Beispiele niederträchtiger Kunstgriffe finden, doch sei hier eines der herausragenden angeführt. Alles begann mit der Meldung von Reuters unter dem Titel "Simbabwes Präsident sagt, dass sein Land über Lebensmittel verfügt, ist aber für Putins Getreideangebot dankbar". Dort wird Präsident Emmerson Mnangagwa durchaus korrekt zitiert:
"Wir sind dankbar. Wir haben jetzt keinen Getreidemangel. Wir sind mit Lebensmitteln versorgt, er [Putin] gibt einfach zu dem, was wir haben, dazu."
In der Folge wurden die russophoben Medien kreativ. Der Kanal Euronews brachte einen offensichtlichen Fake:
"Simbabwe verzichtet auf kostenloses Getreide."
Man kann Mnangagwas Zitat interpretieren wie man will, eine Absage findet sich dort nicht. Doch das schert die antirussische Propaganda überhaupt nicht. Besonders verbreitet wurde dieser Fake in ukrainischen Medien. Hier sind ein paar bezeichnende Titel: "Wollen es nicht einmal umsonst"; "Simbabwes Präsident deutet gegenüber Putin an, dass Russlands Hilfe nicht benötigt wird"; "Kein Getreidemangel: Simbabwes Präsident lehnt Putins Vorschlag ab" usw. usf.
Und noch etwas zur "Logik" dieser Fakes. Die ukrainischen Propagandisten bemerken nicht einmal, dass diese "Nachricht" direkt neben den Klagen der eigenen Politiker, einschließlich Selenskijs, steht, wonach Afrika durch Hunger schlicht aussterben werde, wenn das Getreideabkommen nicht freigegeben wird! Doch wenn Kiew selbst den Fake publiziert, wonach Afrika nicht einmal kostenloses Getreide brauche, wie soll das zu den Klagen passen, dass nur bezahltes ukrainisches Getreide die Afrikaner retten werde? Doch Kiews Propaganda und Logik sind unvereinbar.
Jetzt haben die westlichen Politiker ihre gesamten Bemühungen im Informationsfeld auf die "Schadensbegrenzung" des Russisch-Afrikanischen Gipfels geworfen. Diverse US-amerikanische Experten und Diplomaten sitzen permanent vor den Kameras, um die in Sankt-Petersburg gezeigte "schwarze Magie" zu entlarven. Doch dazu müssen sie mehr und immer mehr lügen. Folglich kommen immer mehr logische Widersprüche wie die oben beschriebenen zum Vorschein. Natürlich versteht man das auch auf dem afrikanischen Kontinent, was dessen Staatschefs in Sankt-Petersburg direkt und offen zum Ausdruck brachten.
Und nachdem sie die Nutzlosigkeit ihrer Lügen erkannt haben, schalten die westlichen Propagandisten nunmehr den einzig wirksamen Mechanismus ein – Diktat und Erpressung. Die USA haben bereits eine Drohkampagne gegen diejenigen Länder gestartet, deren Staatschefs "Ungehorsam" zeigten und sich zum russischen Gipfel begeben hatten. Beachten Sie dieses Geständnis des CNN. Dort heißt es wortwörtlich:
"Die Anwesenheit des [südafrikanischen Präsidenten] Ramaphosa und anderer afrikanischer Staatschefs auf dem Gipfel in Sankt-Petersburg unterstreicht Russlands Bedeutung für den Kontinent und das Versagen der westlichen Mächte bei dem Versuch, Putin zu isolieren."
Daraus wird die Schlussfolgerung gezogen: Man müsse nun auch die Republik Südafrika mit harten Sanktionen belegen.
Das ist alles, worauf die westliche Afrikapolitik seit Langem hinausläuft: auf die Methode der Peitsche, sogar ohne Zuckerbrot. Die Kolonialherren konnten es niemals anders und wollen keine neuen Methoden von Russland lernen.
Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei RIA Nowosti.
Wladimir Kornilow ist ein russischer Politologe, Journalist und Kommentator.
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