Kiew will Wahrzeichen für den Sieg über die Nazis umbenennen

Ist "Heimat" ein ausschließlich russischer Begriff – gar ein sowjetischer oder kommunistischer Begriff? Das berühmte Denkmal "Mutter Heimat" in der ukrainischen Hauptstadt soll nun künftig "Mutter-Ukraine-Denkmal" heißen, wie ein hoher Kulturfunktionär erklärte.

Die ukrainischen Behörden werden das symbolträchtige Denkmal "Mutter Heimat" in Kiew umbenennen. Dies ist Teil der langjährigen Bemühungen Kiews, die kulturellen Beziehungen zu Russland zu kappen, sagte ein hoher Beamter am Sonnabend. Die Statue erinnert an den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland.

Wie Juri Sawtschuk, der Generaldirektor des Nationalmuseums für die Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg, welches für die Skulptur verantwortlich ist, gegenüber lokalen Medien erklärte, habe der Wissenschaftliche Rat der Einrichtung eine "Reihe wichtiger Entscheidungen" getroffen.

"Eine davon war die Umbenennung des Denkmals 'Mutter Heimat' in 'Mutter Ukraine'", sagte er und fügte hinzu, er geh davon aus, dass das Kulturministerium diesen Schritt noch vor dem Unabhängigkeitstag des Landes am 24. August formell genehmigen werde.

Ohne Einzelheiten aus den Beratungen preiszugeben, stellte Sawtschuk die Entscheidung als Teil eines umfassenderen Prozesses dar, der nach seiner Meinung die Änderung des sowjetischen Wappens am Denkmal, die Umbenennung der Statue und die Umgestaltung des dazugehörigen Museums vorsieht, um ein neues Gesamtbild zu schaffen.

Das 102 Meter hohe Denkmal "Mutter Heimat", das alle anderen Wahrzeichen am Dnjepr überragt, hält in der rechten Hand ein 16 Meter langes Schwert und in der linken Hand einen Schild mit Hammer und Sichel als Elemente des sowjetischen Wappens. Die 1981 von dem selbst aus der Ukraine stammenden sowjetischen Staatschef Leonid Breschnew eingeweihte Statue ist die fünfthöchste Statue der Welt und das höchste Denkmal der Ukraine.

Weil die jetzige Gesetzgebung der Ukraine eine Ausnahme für Wahrzeichen aus dem Zweiten Weltkrieg machte, entging diese Stätte bisher noch dem berüchtigten "Dekommunisierungsgesetz" der ukrainischen Führung aus dem Jahr 2015, mit dem sowjetische Symbole verboten wurden und das so zur massenhaften Entfernung von Denkmälern und zur Umbenennung von Hunderten von Orten im ganzen Land führte.

Jedoch erklärte der ukrainische Kulturminister Alexander Tkatschenko nun im Mai dieses Jahres, dass man in Kiew plane, das sowjetische Wappen auf dem Denkmal durch das ukrainische Wappen, einen goldenen Dreizack, zu ersetzen. Das Kulturministerium plant, die Umgestaltung bis Ende August abzuschließen, und veröffentlichte am Dienstag ein Video, das bereits Arbeiter bei der Vorbereitung der Entfernung von Hammer und Sichel am Denkmal zeigt.

Zuvor hatte Radio Sputnik den ukrainischen Außenminister Dmitri Kuleba mit den Worten zitiert, das Land habe seine Beziehungen zur russischen Welt gekappt.

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