Podoljaka: Russland rückt langsam im Norden vor, Kiews Wellenangriffe bei Saporoschje scheitern

Heftige Gefechte sind am südlichsten Frontabschnitt des ukrainischen Krieges, Saporoschje, wiederentbrannt. Die Wellen an Infanterie und Kampffahrzeugen, die Kiew hier in den Massenangriff wirft, lassen auf den Beginn einer weiteren Phase seiner Offensive hier schließen. Jedoch konnte sich das ukrainische Militär lediglich an einigen wenigen Stellen in Russlands Defensive einkeilen – und fuhr dabei heftige Verluste ein.

"Bisher ist das Ergebnis mit viel Wohlwollen als fragwürdig zu bezeichnen", wertet Juri Podoljaka in seiner Analyseausgabe vom 27. Juli 2023. Am nördlichsten Frontabschnitt, Charkow-Swatowo, gehe es sehr schwer voran – doch immerhin gehe es voran, so der Journalist weiter: Nicht zuletzt konnten russische Einheiten auf dem rechten Ufer der Scherebez bis zur Grenze des Gebiets Charkow vordringen und die Hauptverteidigungslinie der Ukraine entlang des Oskol-Stausees erreichen, die es zu durchbrechen gilt, sobald auch die Flanken nachziehen.

Südlich von Artjomowsk, Frontabshcnitt Donbass, hat sich die Frontlinie in den letzten Tagen kaum verschoben – doch dies solle, so Podoljaka, nicht über die enorme Intensität der dortigen Kämpfe hinwegtäuschen: Hier lodern Gegengefechte und Angriffe wechseln sich mit Gegenangriffen ab. Kiew setze alles daran, um das russische Militär von allen dominanten Anhöhen bei Kleschtschijewka zu verdrängen – gelungen ist es bisher bei lediglich einer davon.

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger und Journalist aus Sumy, dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf, dafür vermittelt er anhand von Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten. Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an. Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.

Seit dem Jahr 2014 lebt Podoljaka im russischen Sewastopol. Sein Kanal auf Youtube hatte vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten.

Mehr zum Thema Podoljaka: Russland entreißt Kiew die Initiative