Von Karin Leukefeld
Die EU wendet sich Marokko zu, das als Tor zu Afrika gilt. Das Land ist für europäische Investoren attraktiv geworden, aber gibt es darüber hinaus weitere Interessen in Brüssel?
Die Lage des Landes an der Straße von Gibraltar hat militärstrategische Bedeutung. Marokko verfügt über große Phosphatreserven, das sind 50 Prozent der Weltreserven an Phosphat, sowie seltene Erden wie Mangan, Zink und Kobalt; es gibt dort Kupfer, Erdöl und Erdgas.
Und ja, Marokko ist sehr investorenfreundlich, im eigenen Interesse. Das zieht an. Es konzentriert sich auf den Ausbau der Industrieproduktion, die in Europa sehr teuer geworden ist. Airbus hat schon 2022 Teile seiner Produktion nach Marokko verlegt, es gibt neueste technische Produktionslinien und gut ausgebildete Fachkräfte, die hochspezialisiert herstellen können.
Marokko ist an der Zusammenarbeit mit der EU interessiert, weil Brüssel Investitionen in dem Land vielfältig fördert. Voraussetzung ist die Einhaltung der "EU-Werte", die Produktion muss klimaneutral sein, und das Land muss gute und demokratische Regierungsführung aufweisen.
Eines der Programme, mit dem Marokko gefördert wird, ist Global Gateway, mit dem die EU international nachhaltige Vernetzung von Waren, Menschen und Dienstleistungen ausbauen will. In dessen Rahmen gibt es ein umfangreiches Investitionsprogramm für die afrikanischen Staaten. Bis 2027 werden öffentliche und private Investitionen in Höhe von 170 Milliarden Euro bereitgestellt, die in Entwicklung, Produktion und Ausbildung fließen sollen. Europäische Firmen sind an günstigen Bedingungen interessiert.
Das Global-Gateway-Programm ist ein Gegenprojekt zum chinesischen Projekt der Neuen Seidenstraße, auch bekannt als "Belt and Road Initiative". Es geht um Geopolitik. Die EU will in Marokko und in Afrika den Einfluss von China und auch von Russland zurückdrängen. Das wurde Mitte Juli bei der Debatte im EU-Parlament um die neue Afrika-Strategie deutlich.
Bei dieser Debatte im EU-Parlament am 11. Juli 2023 ging es auch darum, die afrikanischen Staaten zu drängen, Russland für sein Verhalten gegenüber der Ukraine zu verurteilen und westliche Sanktionen gegen Russland mitzutragen. Man habe ein Programm gegen russische Desinformation in der Sahelzone aufgelegt, erklärte die EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften Jutta Urpilainen. Die afrikanischen Länder hingen an Russland, das sie in ihrem Kampf um Unabhängigkeit unterstützt habe. Heute sei es wichtig, "ihnen zu erklären, warum wir den Angriff Russlands verurteilen müssen und warum es so wichtig ist, dass sie uns unterstützen", zum Beispiel in den Vereinten Nationen, betonte Urpilainen.
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