Nach einem im Jahre 2019 gescheiterten Versuch einer weichen Mondlandung versucht es Indien nun ein zweites Mal: Mit Chandrayaan-3 (Sanskrit und Hindi für Mondfahrzeug 3) soll als jüngster Versuch der Indischen Weltraumforschungsorganisation (ISRO) ein Roboter-Rover auf der Mondoberfläche landen. Die Rakete mit der Sonde startete pünktlich um 14:35 Uhr Ortszeit (11:05 Uhr MESZ in Deutschland) erfolgreich vom Satish Dhawan Space Center auf Sriharikota.
Ein früherer Versuch, die Oberfläche des Mondes zu erkunden, war im Jahr 2019 gescheitert. Mit der wiederum unbemannten Mission Chandrayaan-3 will Indien die kaum untersuchte Südregion des Mondes rund zwei Wochen lang erforschen. Die Landung soll den bisherigen Plänen zufolge am 23. oder 24. August dieses Jahres gelingen. Sollte die Mission erfolgreich sein, wäre Indien neben der UdSSR, den USA und China erst das vierte Land, dem eine weiche Landung auf der Mondoberfläche gelungen wäre.
"Chandrayaan-3 hat seine Reise begonnen", sagte der ISRO-Vorsitzende Sreedhara Panicker Somanath am Freitag nach dem Start, der online von mehr als 1,4 Millionen Menschen verfolgt wurde.
Der indische Premierminister Narendra Modi ließ vor dem Start in den sozialen Medien verlautbaren, dass die Mission "die Hoffnungen und Träume unserer Nation weitertragen wird". Es ist die erste große Mission, seit Modis Regierung Anfang dieses Jahres angekündigt hat, Investitionen von Privatunternehmen zu sichern, um die Ambitionen Neu-Delhis in der Luft- und Raumfahrt voranzutreiben.
Ungefähr 16 Minuten nach dem Start bestätigte die ISRO-Missionskontrolle, dass das Landemodul eine Erdumlaufbahn erreicht hatte. Von dort aus soll es im nächsten Monat einen Flug zum Mond beginnen.
Die Raumsonde wäre dann die erste, die in der südlichen Polarregion des einzigen natürlichen Satelliten der Erde landen würde – einem weitgehend unerforschten Gebiet der Mondoberfläche, wo nach Angaben von Raumfahrtbehörden verschiedener Nationen Wassereis vermutet wird, was gegebenenfalls wichtig für zukünftige Missionen und möglicherweise sogar für eine Raumstation sein könnte.
"Mit Beginn der nächsten 25 Jahre verpflichtet sich Mutter Indien, eine führende globale Rolle im Szenario der Schwellenländer zu spielen", sagte Indiens stellvertretender Staatsminister für Wissenschaft und Technologie Jitendra Singh über den heutigen erfolgreichen Start.
Bei der vorherigen Mission Chandrayaan-2 gelangte die Raumsonde zwar erfolgreich in den Mondorbit, doch das Landemodul wurde zerstört, als es unkontrolliert auf die Mondoberfläche stürzte, nachdem die indische Raumfahrtbehörde knapp vor dem Ziel den Kontakt zum Landemodul verloren hatte. Zuvor hatte Indien bereits eine erste Mission zum Mond unternommen: Die Sonde "Chandrayaan-1" war im Jahr 2008 gestartet worden und hatte den Mond umkreist, ohne allerdings auf ihm zu landen. Bei der aktuellen Mission soll die Mondumlaufbahn nach rund 15 bis 20 Tagen erreicht werden. Anschließend soll das 1.500 Kilogramm schwere Landemodul zur Oberfläche gesteuert werden. Dort soll dann der 26 Kilogramm schwere Rover eingesetzt werden, der über die Oberfläche fahren und wichtige Daten an die Missionskontrolle zurücksenden soll.
Neben der derzeitigen Mondmission verfolgt Indien auch mehrere weitere ehrgeizige Projekte in der Weltraumforschung, die voraussichtlich ab 2024 beginnen sollen. So soll es planetare Missionen zur Venus ("Shukrayaan-1") und zum Mars ("Mangalyaan-2") geben. Indiens Regierung will dabei auch zunehmend auf die Privatwirtschaft setzen, so dass auch Privatfirmen künftig die Infrastruktur der staatlichen Weltraumbehörde nutzen dürfen.
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