Von Marinko Učur
Obwohl er 2006 im Kerker des Haager Tribunals starb, ohne seine Urteilsverkündigung für die angeblichen Verbrechen, die ihm vom Westen zur Last gelegt wurden, anhören zu können, erhielt der ehemalige jugoslawische Präsident Slobodan Milošević Ende Juni 2023 posthum mit einiger Verzögerung erneut eine Anerkennung.
Seine Bewunderer in Serbien, und es scheint, dass es davon in Russland auch viele gibt, errichteten ihm nämlich in Moskau ein Denkmal vor dem Hauptquartier der "Nachtwölfe", jener Organisation, gegen die der Westen wegen ihrer angeblichen Nähe zum Kreml und zu Präsident Putin Sanktionen verhängt hat. Angeblich ging die Initiative zur Errichtung des Denkmals von der Russischen Föderation aus, doch die Bronzestatue von Milošević wurde in Subotica im Norden Serbiens angefertigt.
Das gesamte Projekt in Serbien verantworten Personen, die der Sozialistischen Partei Serbiens (SPS) nahe stehen, jener Partei, an deren Spitze einst Slobodan Milošević stand. Der Abgeordnete dieser Partei im serbischen Parlament, Igor Braunović, sonst Vorsitzender der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Serbien – Russland, macht keinen Hehl daraus, dass er selbst und seine humanitäre Organisation "Naša Drina" (Unsere Drina) hinter der Errichtung und dem Transport des Denkmals nach Moskau steckten.
Es ist interessant, dass je mehr Zeit vergeht, die Erinnerung und Achtung vor dem ehemaligen Präsidenten der Bundesrepublik Jugoslawien nicht schwindet. Man könnte sogar behaupten, dass die Zahl derer, die bereit sind, ihre bisherigen Ansichten über Milošević zu revidieren, zunimmt, und ihn damit zu jenen Führern zählen, die viel früher begriffen haben, was für ein Spiel der Westen zum Zeitpunkt des Zerfalls Jugoslawiens gespielt hat und was für ein Spiel er heute spielt, wenn es darum geht, die Rechtfertigung der russischen Sondermilitäroperation in der Ukraine infrage zu stellen. Schließlich besuchen immer mehr Menschen das Grab von Milošević, das sich im Hof seines Familienhauses in Požarevac befindet. Die Verfechter seiner ehemaligen Partei, der SPS, sind nicht bereit, auf die Verdienste ihres ehemaligen Chefs zu verzichten und stellen ihn ständig in den Kontext der aktuellen Ereignisse in der Welt und der Rolle, die er einst im Haager Tribunal spielte, als er sein Volk und Serbien im inszenierten politischen Prozess verteidigte, aus dem er bekanntlich nicht lebend herauskam.
Im Gerichtsverfahren kündigte er prophetisch an, was vielen freien Ländern im darauffolgenden neuen imperialen Feldzug des Westens bevorstand, der vom "Arabischen Frühling" bis zur heutigen Rolle des Westens in der Ukraine und seiner offenen Unterstützung des Neonazi-Regimes in Kiew andauert.
Der Inhaber des gesamten Projekts, Braunović, verbirgt nicht seine Zufriedenheit darüber, dass Milošević viele Unterstützer in Russland selbst hat, wohin einst Mitglieder von Miloševićs Familie, seine Frau Mirjana Marković und sein Sohn Marko, emigrierten:
"Momentan befindet sich das Denkmal für Milošević an einem provisorischen Standort vor dem Hauptquartier der 'Nachtwölfe' in Moskau, aber in Zukunft wird es sicherlich viel sichtbarer sein. Unsere Absicht ist es, im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung der russischen Hauptstadt, es auf dem Platz Europas aufzustellen, es wäre aber durchaus geeignet, es irgendwo gegenüber der amerikanischen diplomatischen Vertretung in Moskau aufzurichten."
Wir haben versucht herauszufinden, was es bedeuten würde, das Denkmals in der Nähe der amerikanischen Botschaft in Moskau aufzustellen, und erhielten von mehreren Gesprächspartnern eine fast identische Antwort:
"Das Symbol des Widerstands gegen die verbrecherische amerikanische Politik, insbesondere in den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts und der Zeit der barbarischen Bombardierung Serbiens und Jugoslawiens, ist in der Figur von Slobodan Milošević verkörpert. Er war derjenige, der sich der imperialen Politik des Westens widersetzte und persönlich darunter litt, aber er verteidigte sein Land und sein Volk eifrig bis zu seinem Ende und entlarvte die westlichen Stereotypen von Serben als 'böse Buben'.Die Besitzergreifung des Kosovo durch die westliche Großmacht und die Errichtung eines falschen und von den Vereinten Nationen nicht anerkannten Staates Kosovo war nur der Akt einer umfassenderen Strategie, die mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann und bis heute andauert. Milošević hatte erkannt, was Russland bevorstand, und wies darauf hin. Das begreifen nun die russischen Bürger, sogar die Behörden im Kreml. Deshalb hat Milošević ein Denkmal in Moskau verdient, und ich denke, dass irgendwo in der Nähe der amerikanischen Botschaft ein äußerst geeigneter Standort wäre, als Warnung an das russische Volk vor dem, was ihm der Westen vorbereitet",
bestätigte ein Professor der Universität Belgrad die Aussagen der Befragten für RT DE mit der Bitte, dass wir seinen Namen nicht nennen.
Der Bildhauer der Skulptur, Dragan Radenović, "schmückte" sein künstlerisches Schaffen, das Denkmal für Milošević, zusätzlich mit einem interessanten Detail: Milošević hält in einer Hand nämlich den berühmten "Schrei" des norwegischen Malers und Expressionisten Edvard Munch.
"Ich habe diese Figur benutzt, um sie in eine Hand von Slobodan Milošević zu legen. Davor hatte ich mich erinnert, dass er in einer seiner letzten Reden vor seinem Tod über die Möglichkeit sprach, die die östlichen Länder eventuell erleben könnten, weil sich die westliche Welt sehr aggressiv in Richtung Osten bewegte", erklärte Radenović. Er hatte bereits Skulpturen für Witali Tschurkin geschaffen, den ehemaligen Botschafter der Russischen Föderation bei den Vereinten Nationen, mit dessen Veto im Sicherheitsrat Großbritannien 2015 gehindert wurde, die gegen die Serben gerichtete Resolution zum Völkermord in Srebrenica "durchzusetzen".
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