Der Sprecher Dmitri Peskow des russischen Präsidenten ging in einem Gespräch mit Journalisten am Dienstag auf mehrere Themen mit Bezug auf die russische Außenpolitik ein. Gefragt nach Beziehungen zur Türkei, stellte er fest, dass es zwar Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Staaten gebe, der Kreml aber kein Hehl daraus mache. Zugleich verwies Peskow auf einen Themenbereich, an dem beide Seiten ein großes Interesse hätten, weil er für sie wichtig sei. Hierzu führte er wörtlich aus:
"Deshalb wiederhole ich noch einmal: Trotz aller bekannten Differenzen beabsichtigen wir, unseren Dialog sowie unsere Beziehungen mit der Republik Türkei dort weiterzuentwickeln, wo es für uns von Vorteil ist und wo es für sie vorteilhaft ist."
Auf die Frage, was man denn im Kreml davon halte, dass die Führung in Ankara jetzt den NATO-Beitritt Schwedens unterstützt, antwortete Peskow, dass die Türkei angesichts ihrer Mitgliedschaft im NATO-Bündnis entsprechende Pflichten habe. Der Sprecher kommentierte wörtlich:
"Die Türkei steht zu ihren Verpflichtungen – das war für uns nie ein Geheimnis. In dieser Hinsicht haben wir uns nie Illusionen gemacht. So ist wohl unsere Haltung: In dieser Hinsicht verstehen wir alles perfekt."
Im Hinblick auf den NATO-Gipfel in Vilnius sagte der Kremlsprecher, dass es sich dabei um ein Treffen des Bündnisses handle, das einen "ausgeprägten, konzentrierten antirussischen Charakter" habe. Und weiter sagte er wörtlich:
"Russland wird von ihnen auch als ein Feind, als ein Gegner wahrgenommen, und ausgerechnet in diesem Sinne werden Gespräche geführt werden."
Man werde alle Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Treffen sehr genau beobachten und einer eingehenden Analyse unterziehen, um Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit Russlands zu ergreifen, versicherte Peskow.
Das NATO-Gipfeltreffen findet am 11. und 12. Juli im litauischen Vilnius statt. Im Vorfeld des hochrangigen Treffens haben sich die Mitgliedsländer der Allianz auf neue Pläne für die Abwehr von angeblich möglichen russischen Angriffen auf das Territorium des Bündnisses verständigt. Dies berichteten internationale Nachrichtenagenturen unter Verweis auf Diplomatenkreise.
Die mehr als 4.000 Seiten umfassenden Dokumente zu den Verteidigungsplänen, die von den zusammengetroffenen Staats- und Regierungschefs der NATO-Länder am Dienstag bestätigt werden sollen, würden detailliert beschreiben, wie kritische Orte im Bündnisgebiet – besonders an der Ostflanke der EU – durch eine höhere Präsenz von NATO-Truppen geschützt und verteidigt werden sollten.
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