Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV wird auch im kommenden Winter den Großteil seines Gases aus Russland beziehen, sagte OMV-Konzernchef Alfred Stern in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der Financial Times. Das Unternehmen hatte im Jahr 2018 einen langfristigen Vertrag mit Gazprom unterzeichnet, der bis 2040 läuft. Die OMV habe nicht vor, in nächster Zeit aus dem Vertrag auszusteigen, so Stern. Der Vertrag war mit seinem Vorgänger Rainer Seele unterzeichnet worden, der wegen seiner Nähe zu Moskau in die Kritik geraten war.
"Solange Gazprom liefert, werden wir weiterhin diese Mengen von Gazprom beziehen", sagte Stern. Die Verhängung von Beschränkungen und damit der "Wegfall bestimmter Energiequellen" werde zu Preissteigerungen führen, warnte Stern. "Als Industrieunternehmen sind wir verpflichtet, diese Quellen so lange zu nutzen, wie sie rechtlich zulässig sind", fügte er hinzu.
Stern erklärte, dass es der OMV im vergangenen Jahr gelungen sei, die Versorgung zu diversifizieren. Demnach habe sich der Konzern Lieferungen aus Norwegen, den Niederlanden und Italien gesichert. "All dies hat uns Zugang zu nicht-russischem Gas verschafft, das mehr als genug ist, um unsere Kundenverpflichtungen zu erfüllen", sagte er.
Außerdem habe das Unternehmen kürzlich die Bereitstellung von zwei Milliarden Euro für ein Joint Venture mit dem rumänischen Unternehmen Romgaz zur Erschließung des Gasfelds Neptun Deep im Schwarzen Meer genehmigt. Das Feld soll bis 2027 in Betrieb gehen und zusätzliche 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas auf den europäischen Markt bringen. "Damit wird Rumänien zum größten Erdgasproduzenten in der EU und die OMV zu einem der größten Gasproduzenten in Europa", so Stern. "Ich denke, das ist ein bedeutender Beitrag zur europäischen Versorgungssicherheit."
Die OMV deckt rund 30 Prozent des österreichischen Gasbedarfs. Im vergangenen Jahr gehörte der Konzern zu den ersten, die sich bereit erklärten, russisches Gas im Rahmen eines neuen Abrechnungsmechanismus in Rubel zu bezahlen, den Moskau für "unfreundliche Länder" verbindlich eingeführt hatte. Stern sagte damals, dass ein Verzicht auf russisches Gas für Österreich unmöglich sei und katastrophale Folgen für die Wirtschaft und die Energiesicherheit des Landes haben würde.
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