US-Außenministerium: Schlechte Planung führte zu chaotischem und tödlichem Afghanistan-Abzug

Ein Untersuchungsbericht wirft der US-Regierung vor, das tödliche Chaos, das den Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan 2021 begleitete, nicht verhindert zu haben. Die Evakuierung wurde durch den Tod von mindestens 175 Menschen überschattet, als NATO-Truppen wahllos das Feuer auf die vor dem Flughafen versammelte Zivilbevölkerung eröffneten.

Beim Abzug der US-Truppen aus Afghanistan hat die US-Regierung Fehler gemacht. Das geht aus einem Untersuchungsbericht des US-Außenministeriums hervor, den die Behörde in Teilen veröffentlicht hat.

Die US-Regierung kündigte seinerzeit an, ihren Abzug bis September 2021 abzuschließen, in der Erwartung, dass die von den USA unterstützte afghanische Regierung und die Sicherheitskräfte an der Macht bleiben und die Friedensverhandlungen mit den Taliban fortsetzen würden. Mit dem chaotischen Abzug der USA brach die Regierung in Afghanistan jedoch rasch zusammen, und der damalige Präsident Ashraf Ghani floh im August 2021 aus dem Land, als die Taliban die Kontrolle über die Hauptstadt Kabul übernahmen.

Die Entscheidungen sowohl von US-Präsident Joe Biden als auch seines Vorgängers Donald Trump, das Militär abzuziehen, hätten das Außenministerium "vor erhebliche Herausforderungen gestellt." Als Gründe werden etwa Lücken bei der Besetzung von Führungsposten vor Ort oder personelle Engpässe wegen der Corona-Pandemie genannt. Insgesamt sei auf höchster Ebene nicht ausreichend über Worst-Case-Szenarien nachgedacht worden. Auch sei nicht bedacht worden, wie schnell diese eintreten könnten.

Der rasche Abzug der US-Truppen führte zu einer chaotischen letzten Evakuierung des US-amerikanischen und afghanischen Personals vom Flughafen Kabul. Die zweiwöchige Evakuierung wurde durch den Tod von mindestens 175 Menschen überschattet, als NATO-Truppen wahllos das Feuer auf die vor dem Flughafen versammelte Zivilbevölkerung eröffneten, nachdem sich ein ISIS-Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatte.

Der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses (HFAC) hatte kürzlich den US-Top-Diplomaten Antony Blinken vorgeladen, um mit ihm geheime Berichte vom Juli 2021 zu besprechen. In diesen Berichten hatten Mitarbeiter der US-Botschaft in Kabul davor gewarnt, dass die Niederlage der von den USA ausgebildeten afghanischen Armee "unmittelbar bevorstehe". Doch trotz der breiten politischen Verurteilung des Truppenabzugs wurde dem Zusammenbruch der afghanischen Sicherheit nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

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