Wie die Nachrichtenagentur Reuters behauptete, plante das US-amerikanisch-schwedische Unternehmen Dignita Systems AB durch Millionenzahlungen an zwei Institute, in deren Vorstand Präsidentensohn Bilal Erdoğans sitzt, Einfluss auf die türkische Regierung zu nehmen.
Im Gegenzug habe Bilal der Firma Zutritt zu hohen türkischen Regierungsbeamten beschaffen sollen. Das Projekt sei aber aufgegeben worden, berichtet Reuters unter Berufung auf Firmendokumente, E-Mails und eine Klageschrift. Auch sei das Geld nie geflossen wie geplant, und es gebe keine Belege dafür, dass Bilal Erdoğan selbst überhaupt etwas davon wusste.
Das türkische Präsidialamt äußerte sich am Montag empört über den Reuters-Bericht. "Wir verurteilten Reuters dafür, Falschinformationen zu verbreiten", sagte Erdoğans Informationsdirektor Fahrettin Altun laut dem Staatssender TRT. Zugleich äußerte er den Verdacht, dass "Lobbygruppen und staatliche Stellen" hinter der Veröffentlichung stünden, um vor dem geplanten NATO-Treffen in Vilnius Mitte Juli Druck auf die Türkei bezüglich der erhofften NATO-Mitgliedschaft Schwedens auszuüben.
Altun wies als Informationsdirektor des türkischen Präsidenten alle bei Reuters erhobenen Vorwürfe zurück. Der Reuters-Bericht sei das Werk einer "anti-türkischen Lobby" und solle das Land unter Druck setzen, schrieb Altun auf Twitter.
Schweden hat bekanntlich seine jahrhundertealte Bündnisfreiheit aufgegeben. Anfang April trat mittlerweile Finnland bereits der NATO bei, Schweden muss weiter auf grünes Licht vonseiten der Türkei warten.
Erdoğan forderte vor dem bevorstehenden NATO-Gipfel in einem Telefonat mit dem NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Sonntag, dass die Regierung in Stockholm öffentliche Kundgebungen von Anhängern der kurdischen Terrororganisation PKK in Schweden unterbinden müsse.
Mehr zum Thema - Sieg von Erdoğan: Türkei entscheidet sich für Orientierung nach Eurasien