Modi-Besuch in den USA: Joe Biden umwirbt Indiens Premier

Biden umwarb mit einem pompösen Empfang seinen Staatsgast aus dem bevölkerungsreichsten Land der Erde. Die aufstrebende Großmacht Indien strebt eine multipolare Weltordnung an und will sich für keine Seite auf dem geopolitischen Parkett entscheiden. Die USA brauchen Indien aber als Gegengewicht zu China.

Der indische Premierminister Narendra Modi hob bei seinem Staatsbesuch in den USA hervor, sich für Frieden in der Ukraine einsetzen zu wollen. "Seit Beginn der Ereignisse in der Ukraine hat Indien einen Schwerpunkt auf die Lösung von Streitigkeiten, auf Dialog und Diplomatie gesetzt", erklärte Modi auf der Pressekonferenz im Weißen Haus an der Seite von US-Präsident Joe Biden. "Wir sind absolut bereit, auf jede uns mögliche Weise einen Beitrag zu leisten, den Frieden wieder herzustellen", fügte Modi hinzu. 

Biden erklärte seinerseits, er sei überzeugt, "dass die Beziehungen zwischen den USA und Indien eine der entscheidenden Beziehungen des 21. Jahrhunderts sein werden". Es handele sich um "zwei große Nationen, zwei große Freunde, zwei große Mächte", die den Verlauf des Jahrhunderts bestimmen könnten.

Biden umwarb mit einem pompösen Empfang seinen Staatsgast aus dem bevölkerungsreichsten Land der Erde. Die USA wollen Indien als Gegengewicht zu China etablieren. Joe Biden hat sich zudem in letzter Zeit um die Wiederbelebung der QUAD-Gruppe, einer vierseitigen Sicherheitspartnerschaft zwischen den USA, Australien, Indien und Japan, bemüht.

Auf ein Gespräch mit Präsident Joe Biden folgte auch eine Ansprache Modis vor beiden Kongresskammern im Kapitol. Er wandte sich an Kevin McCarthy, den Sprecher des Repräsentantenhauses, und erklärte, als Bürger einer "lebendigen Demokratie" könne er sagen, der Republikaner habe einen "harten Job". Er sei froh, dass es gelungen sei, den ideologischen Streit zu überwinden. Die Kongressmitglieder verstanden die Anspielung. Modi musste noch nicht einmal den 6. Januar 2021, also die Erstürmung des Kapitols direkt erwähnen. Mit dieser Aussage konterte Modi, nachdem US-Medien in letzter Zeit "Menschenrechtslage" und "Demokratie-Krise" in Indien kritisiert hatten. 

Ein wichtiger schwelender Streitpunkt zwischen den USA und Indien bleiben Indiens enge Beziehungen zu Russland. Indien hat sich zurückgehalten, Russland öffentlich wegen des Ukraine-Krieges zu kritisieren, teils sicherlich auch wegen der langjährigen Kooperationen mit Russland bei Rüstungstechnologien. Modi steht auch in regelmäßigem Kontakt mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und hat den Ukraine-Krieg trotz massiven Drucks vonseiten der USA nicht verurteilt.

Anlässlich von Modis Besuch in den USA wurden eine Reihe von Rüstungs- und Wirtschaftsabkommen zwischen den USA und Indien vereinbart. So will der US-Konzern General Electric im Zuge eines Technologietransfers zusammen mit dem indischen Staatskonzern Hindustan Aeronautics Turbinen für indische Kampfjets produzieren. Indien will zudem von den USA Militärdrohnen vom Typ MQ-9B SeaGuardians kaufen. 

Bei einer weiteren Vereinbarung will der US-Mikrochips-Produzent Micron 800 Millionen Dollar (rund 730 Millionen Euro) in eine Halbleiterfabrik in Indien investieren. Zusammen mit indischen Geldern soll das Gesamtvolumen der Investition 2,75 Milliarden US-Dollar erreichen. Indien erwarb in den letzten Jahren eine beträchtliche Menge an hoch entwickelten Waffen in den USA. Indien hat bisher drei wichtige militärische Abkommen mit den USA unterzeichnet.

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