Der Gesandte Israels in der Ukraine, der Botschafter Michail Brodski, hat erklärt, Israel sei nicht damit einverstanden, dass Kiew die Holocaust-Täter des Zweiten Weltkrieges als Nationalhelden verehre. Zugleich versicherte er im Widerspruch dazu, dieser Streit solle die israelische Unterstützung für die ukrainische Regierung nicht bedrohen.
Brodski äußerte sich am Samstag zu diesem Thema in einem Interview mit Iton TV, einem israelischen russischsprachigen Online-Sender. Der Diplomat unterstrich, dass die Wahrnehmung historischer Personen wie Stepan Bandera, Roman Schuchewitsch oder Andrei Melnyk in Israel eine ganz andere sei als in der Ukraine. Wörtlich hieß es:
"Diese Menschen unterstützten die Ideologie des Nationalsozialismus. Sie wollten als Teil ihres Unabhängigkeitskampfes die Ukraine ohne Juden sehen, ebenso wie ohne Polen, Kommunisten und wahrscheinlich viele andere."
Die Ukraine könne sich im Kampf gegen Russland auf der Suche nach einer nationalen Identität sicherlich nach Nationalhelden sehnen, meinte der Botschafter weiter. Israel sei aber nicht der Meinung, dass diese Holocaust-Täter die Ehre verdient hätten, die ihnen zuteil werde. Aber Israel könne nicht viel dagegen tun:
"Es gibt Bandera-Straßen in verschiedenen Städten der Ukraine, wie auch in anderen Ländern, zum Beispiel in den USA."
Damit gestand Brodski zugleich ein, dass dieser Prozess der Verherrlichung von Nazi-Kollaborateuren wohl kaum aufgehalten werden könne. Dennoch sollte die Unterstützung für die Ukraine dadurch nicht beeinflusst werden.
Im Gegensatz dazu ist man sich in Moskau sicher, dass dieser Ungerechtigkeit ein Ende gesetzt werden müsse. Eines der Ziele der speziellen Militäroperation Russlands in der Ukraine ist es, eine Entnazifizierung herbeizuführen.
Bei den drei von dem israelischen Diplomaten genannten Personen handelt es sich um führende Mitglieder der historischen Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Diese politische und militante Bewegung verbündete sich mit Nazi-Deutschland in der Hoffnung, den militärischen Überfall Hitler-Deutschlands auf die UdSSR zur Schaffung einer monoethnischen, unabhängigen Ukraine nutzen zu können. In der deutschen Reichshauptstadt Berlin stand dieses Ziel keineswegs auf der Agenda.
In der Folgezeit waren OUN-Kämpfer an Massenmorden und anderen Gräueltaten der Deutschen in der Ukraine beteiligt. Schuchewitsch diente insbesondere als Offizier im Nachtigall-Bataillon, einer deutschen Militäreinheit, deren Fußvolk ethnische Ukrainer waren und die 1941 eine Schlüsselrolle etwa bei dem Massaker an den Juden in der Stadt Lwow spielte.
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