Eine internationale Ermittlergruppe hat am Dienstag Frank Vogel, einen der zentralen Strippenzieher der Cum-Ex-Deals, verhaftet. Vogel, der als "geistiger Vater" der Cum-Ex-Deals gilt, wurde am Dienstagmorgen in der Gemeinde Aerdenhout im Großraum Amsterdam festgenommen, wie das Handelsblatt unter Berufung auf Justizkreise berichtet. Vogel befindet sich nun in Untersuchungshaft.
Eine zentrale Rolle bei der Festnahme spielten niederländische Beamte des Fiscal Information and Investigation Service (FIOD), beteiligt waren auch deutsche und finnische Staatsanwälte. In Finnland wurde zeitgleich ein Geschäftspartner Vogels festgenommen. Die EU-Behörde Eurojust koordinierte die gemeinsamen Ermittlungen.
Der Vorwurf gegen Vogel lautet auf schwere Steuerhinterziehung, nicht nur aufgrund von Cum-Ex-Deals, sondern auch wegen ähnlich funktionierenden Cum-Cum-Geschäften. Mit Cum-Ex wird eine Methode des Steuerbetrugs bezeichnet, bei der sich die Beteiligten mehr Steuern erstatten ließen, als sie einzahlten. Rund um den Dividendenstichtag wurden zu diesem Zweck Aktien mit und ohne Ausschüttungsanspruch zwischen mehreren Beteiligten hin und her geschoben. Am Ende des Verwirrspiels erstatteten Finanzämter Kapitalertragsteuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Mit Cum-Cum-Deals hingegen bereicherten sich ausländische Aktionäre an Steuererstattungen, die gesetzlich inländischen Anlegern vorbehalten sind.
Vor allem die niederländischen und finnischen Ermittler stellten im Rahmen der Cum-Cum-Deals Nachforschungen an. Bisher beklagen sie einen potenziellen Schaden von 17 Millionen Euro. Inzwischen haben die Ermittler die Schäden durch Cum-Ex und Cum-Cum als großes Problem im EU-Raum erkannt. Ein Sprecher von Eurojust sagte:
"Durch diese Machenschaften werden die Steuerbehörden in der Europäischen Union jedes Jahr um Milliarden von Euro betrogen."
Vogel soll einer der treibenden Kräfte hinter den Geschäften gewesen sein und hatte im Laufe der Zeit erhebliche Summen daran verdient. Niederländische Medien taxieren sein Vermögen auf 150 Millionen Euro. Ein Anwalt Vogels reagierte bisher nicht auf Nachfragen.
Vogel begann seine Karriere bei der Bank Mees-Pierson, einer Tochter der ABN Amro, die 1996 von der belgischen Bank- und Versicherungsgesellschaft Fortis übernommen wurde. Zu einer Zeit, als große Banken sich wegen der geplatzten Internetblase mit stark sinkenden Renditen konfrontiert sahen, machte Vogel weiterhin Profite. Seine Methode: Cum-Ex-Deals. Als Koordinator solcher Geschäfte erlaubte Vogel sich und seiner Bank eine extreme Beteiligung an den Gewinnen.
Im Jahr 2006 flog durch einen Whistleblower jedoch auf, dass hinter dem Geschäftsmodell nichts weiter als Steuerhinterziehung steckte. Die Bank setzt Vogel daraufhin vor die Tür. Doch dieser ließ sich nicht von seiner Masche abbringen und handelte auf eigene Faust weiter, indem er sein Unternehmen GSFS gründete. Wie Ermittlungsakten zeigen, hatte Vogel gute Kontakte zu Paul Mora, einem Chefaktienhändler der Hypo-Vereinsbank (HVB) in London. Mora ist heute selbst Angeklagter in einem Cum-Ex-Verfahren: Nach ihm wird international gefahndet, daher hatte er sich in seine Heimat Neuseeland abgesetzt.
Um den Jahreswechsel 2010/2011 traf Vogel zudem mit dem Steueranwalt Hanno Berger zusammen. Berger gilt als einer der zentralen Akteure hinter den Cum-Ex-Deals in der Bundesrepublik, der vielen prominenten und vermögenden Investoren die Geschäftsmöglichkeiten erst zugänglich gemacht und so einen Massenmarkt für Cum-Ex-Deals erschlossen hatte. Berger wurde mittlerweile mehrfach wegen Steuerhinterziehung verurteilt (RT DE berichtete).
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